© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/14 / 23. Mai 2014

Woodrow Wilsons Politik der offenen Tür: Kreuzzug für die Menschenrechte
Friedensträume mit fatalen Folgen
(dg)

Kaum hatte der „Drang nach Westen“ die Pazifikküste erreicht, setzte 1890 in den USA eine Wirtschaftskrise ein. Darauf reagierte man in Washington mit expansiver Außenpolitik in Asien und Mittelamerika, um neue Absatzgebiete zu erschließen. Nach diesem Muster, dem Zugriff auf überseeische Märkte zwecks Sicherung heimischer Prosperität, ist die US-Politik der „offenen Tür“ seit 1898 verfahren. Auch der „idealistische“ US-Präsident Woodrow Wilson, der 1917 die USA in den Ersten Weltkrieg steuerte, habe hinter seiner Friedensrhetorik nie verborgen, daß dem US-Handel „verschlossene Tore“ anderer Nationen „aufgesprengt“ werden müßten. Daran erinnert Christian Hackes Essay über den Aufstieg der USA zur „Weltordnungsmacht“, den der Kriegspräsident Wilson anbahnte. Das verfolgte Wilson auch, indem er, wie der emeritierte Bonner Politologe unbeirrt Fritz Fischer nachbetet, den „deutschen Griff nach Weltmacht und Hegemonie in Europa“ verhinderte (Politische Studien, 454/2014). Der bekennende „Atlantiker“ Hacke konzediert zwar, Wilsons „Kreuzzug für Menschenrechte“ und zahllose Kriege, die dessen Nachfolger für „freiheitliche Werte“ führten, hätten oft „fatale Folgen für andere Völker“ gehabt. Dies spreche aber nicht gegen die Realisierbarkeit von Wilsons „Traum einer liberalen Friedensordnung“.

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