© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/14 / 23. Mai 2014

Ferngesteuert
Politische Korrektheit: Frank Plasberg hat Angst vor der SPD und bekniet Henryk M. Broder, den Mund zu halten
Toni Roidl

Die WDR-Sendung „Hart aber fair“ hat sich bereits 2008 zweifelhaften Ruhm verdient. Damals sagte ein junger Türke im Publikum, der deutsche Staat biete Ausländern genug Möglichkeiten, man müsse sich nur selbst bemühen. Darauf zischelte Grünen-Politiker Özcan Mutlu deutlich hörbar zu Bundesministerin Zypries: „Wurde der denn vorher nicht gebrieft?“ Der Satz hat seitdem Kultstatus, wenn es um Pannen bei der Inszenierung medialer Debatten geht.

Jetzt erwischte es die Talkshow erneut. „Gebrieft“ werden sollte diesmal der Publizist Henryk M. Broder. Dieser schilderte, Moderator Frank Plasberg habe ihn vor der Sendung in seine Garderobe gebeten und ihn bekniet, in der Sendung nicht zu erwähnen, daß EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) trotz Abwesenheit Sitzungsgelder kassiert habe.

Plasbergs Argument: Es sei niemand von der SPD in der Runde vertreten, der Schulz verteidigen könne. Außerdem schaffe man damit einen Präzedenzfall dafür, daß sich eine Partei in die Sendung einklagen könne. Die NPD habe das schon mal versucht. Broder hielt den Mund.

Doch offenbar knirschte es im Ego des selbstverliebten Läster-Autors so sehr, daß er die Demütigung nicht aushielt und in der Zeitung Die Welt alles ausplauderte. Broder: „Ich fühlte mich, als hätte ich eine fette Kröte verschluckt.“

Plasberg, der immer noch sein Image vom unbestechlichen Journalisten verteidigen will, wehrt sich: Der Wahrheitsgehalt der Vorwürfe sei nicht nachprüfbar gewesen und es sei „journalistisch grob unfair“, über Schulz zu reden, „ohne daß ihm ein Parteifreund hätte beistehen können“.

Broder mokierte sich darüber, daß die Moderatoren über einen „Knopf im Ohr“ aus der Regie „ferngesteuert“ werden. Wäre es nicht einfacher für alle, die Talk-Gäste bekämen ihre Textanweisungen auch direkt aus der Redaktion?

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