© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/14 / 23. Mai 2014

Hausverkauf in Deutschland
Kleiner Aufwand, hoher Preis
Markus Brandstetter

Der Durchschnittspreis für das typische deutsche Haus liegt bei 300.000 Euro. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie wollen (oder müssen) ein solches Haus verkaufen: Was tun Sie? Die Frage ist deshalb so wichtig, weil das eigene Heim die größte Sparbüchse ist, die Otto Normalbürger hat. Kaum ein Mensch hat nach einem langen Arbeitsleben 300.000 Euro auf der Bank, in guten Aktien oder Fonds angelegt oder in einer Lebensversicherung. Praktisch die ganzen Ersparnisse von Häuslebauern konzentrieren sich in einem einzigen Objekt, dessen Verkauf damit von enormer Wichtigkeit ist. Wer gut verkauft, der bewahrt seine Lebensleistung, sichert sein Erbe und tut sich und seinen Nachkommen etwas Gutes, wer schlecht verkauft, verschenkt einen Teil seines Lebens und seiner Arbeit

Beispiel: Wer bei einem Haus für 300.000 Euro 30 Prozent mehr herausholt, der hat danach 390.000 Euro auf der Bank. Wer 30 Prozent unter dem Wert bleibt, der muß sich mit 210.000 Euro zufriedengeben – ein Unterschied von 180.000 Euro. Das sind Welten. Lohnt es sich da nicht, den Verkauf des Hauses so geschickt und professionell wie irgend möglich durchzuziehen? Auf jeden Fall, sagen Leute, die sich mit so was beruflich beschäftigen. Home Staging, nennen die Amerikaner das, und sie verstehen darunter, sein Haus gewissermaßen auf die Bühne zu heben und dort ins Licht zu rücken. Wenige Maßnahmen genügen, um einen deutlich höheren Preis zu erzielen. Fangen wir mit dem Einfachsten an: Dunkle, schmutzige, unaufgeräumte Häuser mit verwilderten Gärten und von der Decke baumelnden Birnen kauft kein Mensch gerne. Also wird in einem ersten Schritt alles aufgeräumt, werden Müll, Gerümpel und Gartenabfälle entsorgt. Danach wird gelüftet, geputzt und gewienert, bis alles blitzt. Gibt es einen Garten, dann werden Rasen, Bäume und Sträucher geschnitten, Hof und Garage gekehrt und gesäubert. Kein Käufer mag Schränke mit alten Kleidern, volle Mülltonnen, Küchen voller Lebensmittel und Bäder mit den Drittgebissen in den Zahnputzgläsern. Das muß alles weg.

Haus oder Wohnung müssen leer sein. Aber nicht zu leer. Auf verwaiste Terrassen stellen wir billige Gartenmöbel, an kahle Decken hängen wir Ikea-Lampen, und vor die Haustür kommt eine Blumenschale. All das läßt sich an einem Wochenende machen und kostet ein paar hundert Euro, bringt aber unterm Strich fünf bis zehn Prozent mehr an Kaufpreis, sprich: 15.000 bis 30.000 Euro – oder entsprechend weniger Beträge, wenn wir nichts machen. Wer bis zu 30 Prozent mehr herausholen will streicht noch die Wände, schleift das Parkett ab und verwandelt den Garten in ein Blütenmeer, Kostenpunkt: 10.000 Euro. Das bringt dann bis zu 30 Prozent mehr. Wie viele hektische Wochen im Leben hat der Mensch – und wie viele bringen unterm Strich so viel Geld?

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