© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/14 / 16. Mai 2014

Haltungsnote
„Hier ging es um die Musik!“
Toni Roidl

Die deutschen Punkte beim Eurovision Song Contest werden zur Hälfte von einer NDR-Fachjury und zur Hälfte vom Publikum ermittelt. Die Zuschauer erhoben den bärtigen Transvestiten Conchita Wurst auf Platz 1. Die Jury, in der Rapper Sido und andere Pop-Größen saßen, vergab dagegen einstimmig null Punkte. Wegen der paritätischen Wertung kamen so nur sieben Punkte für Teilnehmer/in Wurst heraus.

Nun erleben die Juroren die „Toleranz“ der „Toleranten“ hautnah: Im Internet prasselte ein Dreckhagel auf die Jury ein. Sie habe „die tolerante Meinung einer ganzen Bevölkerung zunichte gemacht!“ Der grüne Homo-Lobbyist Volker Beck twitterte ein traurig-betroffenes „Warum?“ Die fünf wurden beleidigt und bedroht, vor allem Rapper Sido. ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber sah sich genötigt, die Jury öffentlich in Schutz zu nehmen.

Doch statt zurückzurudern und seine „Toleranz“ zu beschwören, geht Sido in die Offensive. Er erklärt, warum er „den jungen Mann nicht auf Platz 1 gevotet habe“. Sein Job sei es, zu beurteilen, was er höre und sehe und zwar „unabhängig von Nationalität, Religion oder sexueller Gesinnung“: „Hier ging es um die Musik!“ Dennoch richte er eine freundliche „Gratulation an Herrn Wurst“.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen