© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/14 / 16. Mai 2014

George Soros. Der umstrittene US-Investor mischt auch gerne politisch mit.
Der Pate
Christian Schwiesselmann

Er hat 24 Milliarden Dollar auf dem Konto, eine 42 Jahre jüngere Drittfrau und ein 16-Zimmer-Appartement in New York. Sein Einfluß reicht von der US-Ostküste einmal rund um den Globus. Er bezeichnet sich selbst als Spekulant und „gescheiterter Philosoph“. Die Rede ist von George Soros. Der mittlerweile 83jährige Hedgefonds-König ist trotz seines unermeßlichen Reichtums gerngesehener Interviewpartner in den mehrheitlich marktfeindlich eingestellten Redaktionsstuben Deutschlands.

Woran liegt das? Der Mann hat eine politische Botschaft, die einem großen Teil der Meinungselite hierzulande gefällt: Er will erstens den Euro mit Eurobonds retten und Schulden vergemeinschaften und zweitens die Nationalstaaten in einer supranationalen EU aufgehen lassen: „Für mich ist die Europäische Union das ideale Modell einer offenen und freien Gesellschaft“, bekennt Soros im Gespräch mit Spiegel-Journalist Gregor Peter Schmitz, das dieser zu dem Buch „Wetten auf Europa. Warum Deutschland den Euro retten muß“ ausgewalzt hat und nun häppchenweise auf Spiegel Online an das Internetpublikum verfüttert. Deutschland solle, so des Investors Idee, als „wohlwollender Hegemon“ Europas seinen Wohlstand unter den europäischen Völkern verteilen und so die politische Union vorantreiben.

Soros wuchs im kosmopolischen Haushalt des jüdischen Rechtsanwalts Theodor Schwartz in Budapest auf, der sich später in „Soros“ umbenannte. Er studierte in London, als Karl Popper mit seinem Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ philosophische Ambitionen bei Soros weckte. Das Talent zum Geldverdienen war freilich größer; Soros avancierte nach Gründung des Quantum Funds 1969 – einem der ersten Hedgefonds der Welt – zum Pionier der angelsächsischen Finanzindustrie. 1992 zwang er in einem legendären Coup die Bank of England mit Wetten gegen das britische Pfund in die Knie.

Nebenher wirbt der Multimilliardär mit seinen Open Society Foundations – in Anlehnung an Popper – für die offene Gesellschaft, engagiert sich für Demokratie – sprich „Zivilgesellschaft“ – in Osteuropa, etwa 2004 für die „Orangene Revolution“ in der Ukraine. Oder er spendet für Klimaschutz und die Legalisierung von Marihuana.

Daß sich Soros’ Utopien mit denen der politisch Mächtigen, der Eine-Welt-Ideologen und Gleichheitsapostel decken, ist kein Zufall. Tatsächlich sind die „Finanzmärkte“, auf denen Soros mit staatlichem Monopolgeld jongliert, längst keine Märkte mehr, sondern Finanzierungsinstrumente überschuldeter Wohlfahrtsstaaten. Der Staatsmonopolkapitalismus triumphiert gegenwärtig über die marktwirtschaftliche Ordnung; Soros’ philanthropisch garnierte Visionen bemänteln die Evidenz dieser Tatsache lediglich.

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