© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/14 / 02. Mai 2014

Haltungsnote
„Wunderschöner Schrein“
Christian Rudolf

Von Tuten und Blasen keine Ahnung: Wer die Kommerzmusik von Teenieschwarm Justin Bieber während des Einkaufens bei H & M ertragen hat, wußte schon immer, daß von dem trällernden Skandal-Jungspund aus Kanada kein Kompetenzfeuerwerk abstrahlt. Seinem durchaus unvorteilhaften Image als unbelecktem, frühreifem Partygänger machte der 20jährige nun wieder alle Ehre: Bei einer Japan-Tour besuchte er, von Kenntnissen gänzlich unbeschwert, den Yasukuni-Schrein in Tokio und stellte ein Foto davon via Instagram ins Netz. Kommentar: „Danke für euren Segen“. In dem Schrein wird der Gefallenen aller Nationen, insonderheit aber der japanischen Militärangehörigen ehrfurchtsvoll gedacht, was Japans ehemalige Kriegsgegner China und Korea weniger optimal finden. Der Popstar, der vor Jahren kundtat, zum Beten nicht die Kirche zu brauchen, habe diesen „wunderschönen Schrein“ gesehen und daher anhalten lassen, wie er später erläuterte. „Ich war der irrigen Annahme, Schreine wären allesamt reine Gebetsstätten“, rechtfertigte sich die leichtbeschwingte Philomele angesichts virtueller Entrüstungsstürme der ostasiatischen, nichtjapanischen Fans. Ausgewogen seine Entschuldigung: „Ich liebe dich, China, und ich liebe dich, Japan.“

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