© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/14 / 02. Mai 2014

Umwelt
Krieg durch Hacken
Heiko Urbanzyk

Wenn im Angesicht der Ener-giewende vor „Blackouts“ gewarnt wird, meint man eigentlich Stromversorgungsausfälle infolge fehlender Sonnen- oder Windkraft. Vor einer ganz anderen „Blackout“-Ursache warnte kürzlich auf Arte die Dokumentation „Netwars – Kriege im Netz“. Im Film demonstriert der Hacker „FX“, wie leicht er die Stadtwerke von Ettlingen lahmlegen könnte – wenn er wollte. Er wollte jedoch nicht, denn der Angriff auf das Stromnetz war ein Sicherheitstest. Ein Stadtwerkegeschäftsführer und eine IT-Firma bestaunen im Film ihre Hilflosigkeit.

Hier kommt die Energiewende ins Spiel. Diese erhöht die Gefahr der Hackerangriffe. Die Notwendigkeit vieler dezentraler Systeme ermöglicht das Entdecken einer Vielzahl verstreuter Schwachstellen. Digitale Regeltechnologie zur bedarfsgerechten Einspeisung, aber auch elektronische Stromzähler werden die Einfallstore für diejenigen sein, die nicht bloß „spielen“ wollen.

Ein Film wie „Netwars“ sollte uns daran erinnern, wie gut es uns tatsächlich geht.

Was wären die Folgen eines Blackouts? Klar, es gäbe keinen Strom. Tankstellen und Supermärkte wären lahmgelegt. Das Fernsehprogramm fällt ebenso aus wie die Mobilfunknetze. Kann man dem nichts Positives abgewinnen? Die Strompreise steigen ständig. Das ärgert uns. Über Benzinpreise ärgern wir uns natürlich auch, und die Kunden im Supermarkt werden bei nur fünf Minuten in der Kassenschlange grantig. Das Fernsehprogramm ist sowieso immer mies, und wer will schon am Monatsende seine Mobilfunk­abrechnung sehen? So ein Blackout könnte doch befreiend wirken!

Nein? Stimmt. Aber ein Film wie „Netwars“ sollte uns daran erinnern, wie gut es uns geht, wenn wir mal wieder wegen Kleinkram einen ganzen Tag für „gelaufen“ erklären. Bleibt die Frage, was an einem zentralisierten Stromnetz sicherer sein soll. Gehackt werden kann schließlich alles.

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