© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Aura des Erhabenen
Juwele: Ein Bildband zeigt „die schönsten Opernhäuser der Welt“
Thorsten Thaler

Sie sind ihrer Bestimmung nach Tempel der Hochkultur und im konkreten Erleben zugleich allzuoft Spielstätten des Geistlosen, Niedrigen, Lächerlichen. Sie sind nicht selten architektonische Juwele, die das Stadtbild prägen, und mit ihrer meist erlesenen Innenausstattung strahlen sie eine besondere Atmosphäre aus, eine Aura des Erhabenen. Die Rede ist von Opernhäusern.

Ob die Goldpracht von La Fenice in Venedig, das an den Spiegelsaal von Versailles erinnernde Foyer des Palais Garnier in Paris, die neoklassizistische Bauweise des Grand Théâtre in Bordeaux oder die edwardianische Ausstattung des Coliseum in London – Opernhäuser, jedenfalls die früherer Jahrhunderte, laden zum Staunen und Schwelgen ein. Sie künden von einer 400 Jahre alten Kunstform, die in ihren besten Momenten bis heute nichts von ihrer Urgewalt eingebüßt hat – so es die Stückezertrümmerer, vulgo: Regisseure, denn zulassen.

Ein prächtiger Bild-/Textband aus dem Knesebeck-Verlag stellt jetzt „die schönsten Opernhäusern der Welt“ vor. Die Aufnahmen stammen von dem renommierten Einrichtungsfotografen Guillaume de Laubier, der auch schon „Die schönsten Bibliotheken“ (2003) fotografierte, die Texte steuerte der Musiker und Journalist Antoine Pecqueur bei. Insgesamt zeigt der Band 32 Häuser verschiedener Epochen und Stilrichtungen; zwei davon stehen in den USA, je eines in Rußland, Japan und Australien, die anderen in Europa.

Der Bogen spannt sich von Bauwerken aus dem 17. Jahrhundert bis zum neuen, 2008 eröffneten Opernhaus in Oslo. Nicht fehlen dürfen in einem solchen Band das Bolschoi, die Metropolitan Opera, die Wiener Staatsoper sowie die Mailänder Scala. Aus Deutschland sind fünf Häuser dabei: das Aalto-Musiktheater in Essen, das Münchner Cuvilliés-Theater, in Bayreuth das Festspielhaus und das Markgräfliche Opernhaus sowie die Dresdner Semperoper. Bei über achtzig Ensemble-Häusern hierzulande ließe sich über diese Auswahl natürlich trefflich streiten. Doch dem hohen Augenreiz dieses Bandes kann diese subjektive Zusammenstellung nichts anhaben.

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