© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Blendendes Schauspiel
Boulevardtheater: „Der Lügenbaron“ in Berlin
Christian Dorn

Für jeden kommt einmal der Tag der Wahrheit, dann heißt es: lügen, lügen, lügen!“ Die im Furor inbrünstiger Selbstaffirmation vorgetragene Botschaft von Bernard (grandios: Marko Pustišek), mit der dieser den Freund Philippe (Harald Effenberg) für sein Lügengebäude einzuspannen sucht, ist einer der Höhepunkte im französischen Erfolgsstück „Mon meilleur copain“ von Eric Assous, das der Hausherr des Schloßpark-Theaters Berlin, Dieter Hallervorden, übersetzt hat. Zugleich birgt der Satz den Kern der Komödie, die hier unter dem Titel „Der Lügenbaron“ deutschsprachige Erstaufführung feierte.

Tatsächlich bietet die Bühne ein schauspielerisches Fest, dessen exzellente Besetzung bis in die „Nebenrolle“ der ordinären Soraya reicht – gespielt von Isabelle Redfern, die sonst als Opernsängerin bei den Bayreuther Festspielen brilliert.

Bernard, ein Blender und Macho vor dem Herrn – zugleich aber abhängig von seiner Gattin Nelly (Désirée Nick) –, ist nicht nur pathologischer Lügner, sondern notorisch untreuer Draufgänger. Als die von ihm geschwängerte Soraya droht, alles auffliegen zu lassen, weiß Bernard den Freund Philippe unter emotionalem Druck zu manipulieren und zu instrumentalisieren. Dessen größter Fehler, nie nein sagen zu können, führt am Ende zu einer immer auswegloseren Situation, da Bernards erpresserische Rhetorik („Bist du mein Freund? Dann zeig es jetzt!“) eine erschreckende Zwangsläufigkeit entfaltet. Hingehen!

Die nächsten Vorstellungen von„Der Lügenbaron“ im Schloßpark-Theater Berlin, Schloßstraße 48, finden bis zum 30. April täglich jeweils um 20 Uhr statt, danach wieder im Juni und August. Kartentelefon: 030 / 7 89 56 67–100

http://schlosspark-theater.de

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