© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Google lehrt die Verlagswelt das Fürchten
Axel Springer, Kleinverlag
Christian Schreiber

Häme ist spürbar. Ausgerechnet Deutschlands größter Meinungsmacher, der mit seinem Flaggschiff Bild die Stimmung im Land lenken kann wie kaum ein anderer, hat eingestanden, Angst vor dem Internetgiganten Google zu haben. In einem offenen Brief, der zunächst weder in der Bild noch im verlagseigenen Schwesterblatt Welt, sondern in der Frankfurter Allgemeinen veröffentlicht wurde, beklagt Springer-Chef Mathias Döpfner, daß die Algorithmen von Google den gesamten Werbemarkt im Internet beeinflußten. „Wir – und viele andere – sind von Google abhängig“, schrieb er und sieht sich und sein Unternehmer in die Opfer-Rolle: „Es traut sich kaum einer meiner Kollegen, dies öffentlich anzusprechen. Und als Größter unter den Kleinen müssen wir vielleicht auch in dieser Debatte als erste Klartext reden.“

Döpfners Brief war eine Antwort auf einen Debattenbeitrag von Google-Boß Eric Schmidt, der vor einer Woche ebenfalls in der FAZ für eine bessere Zusammenarbeit mit den deutschen Verlegern geworben hatte. Die deutschen Medienhäuser stören sich daran, daß Google mit seiner Suchmaschine Textteile veröffentlicht, ohne dafür eine Gebühr zu zahlen. Döpfner kritisiert in seinem Beitrag, daß Google ein „globales Netzmonopol“ darstelle: „Transparente und faire Kriterien im Umgang mit Wettbewerbern gibt es nicht.“ Für sie alle will er sich stark machen.

Doch mit seinem Vorstoß sieht sich der Springer-Chef zunehmend Hohn und Spott ausgesetzt. Denn sein Verlag kooperiert seit Jahren mit dem Internetriesen im Werbe- und Vermarktungsbereich. Döpfner selbst nennt das „liberale Schizophrenie“, und ausgerechnet die FAZ stellte fest, „daß sich hier ein Goliath ganz klein macht“. Google ist groß. Google ist mächtig. Die Kritik ist berechtigt. Aber sie klingt skurril aus dem Mund von jemandem, dessen Unternehmen ebenfalls mit eigennützigen Motiven agiert und dabei selbst ein Global Player ist.

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