© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/14 / 11. April 2014

Europa an der Wegscheide: „Gutwillige Enthusiasten“ führen das Wort
Zugunsten eines Europas der Vaterländer
(dg)

Wolfert von Rahden eröffnet das Schwerpunktheft „Europa“ der Zeitschrift der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft (Gegenworte, 30/2013) mit altbackener Phraseologie, die vor dem „Rückfall in nationale und nationalistische Stereotype“ warnt und nach einer „europäischen Identität“ ruft. Ideologisch derart stramm auf Linie, daß die Diktion Erinnerungen weckt an die Vorgänger-Institution, die Akademie der Wissenschaften der DDR, handeln auch die übrigen Aufsätze das „Projekt Europa“ ab. Eine Ausnahme ist nur der einstige Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), der seinen vor der Akademie gehaltenen Festvortrag beisteuert. „Mehr oder weniger Europa“, die Weichenstellung, zu der die Euro-Krise geführt habe, könne nur zugunsten eines Europas der Vaterländer getroffen werden. Die „gutwilligen Enthusiasten“, die in Politik und Medien „immer weitere Zentralisierung“ verlangen, hätten offenbar nichts aus dem „schwerwiegenden Fehler“ der Euro-Einführung gelernt und ignorierten weiter den deutschen Volkswillen. Im Oktober 2012 wies eine Allensbach-Studie aus, daß 75 Prozent der Befragten glauben, keinen Einfluß auf EU-Entscheidungen zu haben. Dürften „gute Demokraten“ deshalb zulassen, Bürgern per Zentralisierung immer mehr Zuständigkeiten zu entziehen statt auf demokratisch legitimierte Nationalstaaten zu vertrauen?

www.gegenworte.org

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