© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/14 / 11. April 2014

Grüße aus Bozen
Dei spinnen, dei Räimer!
Hans Gernheim

Ein kleines Dorf, das nicht aufhört, dem Eindringling Widerstand zu leisten – nur allzu bekannt klingt diese Einführung. Tatsächlich gibt es grob vereinfacht einige Parallelen zwischen dem wohlbekannten gallischen Dorf und Südtirol, Italiens renitentester Provinz.

Da wie dort gelten „die Römer“ als Feindbild und die bekannte Streitlust der Gallier würde in mancher Südtiroler Politposse ihre Entsprechung finden.

Seit einigen Tagen gibt es nun eine weitere Verbindung: der vierte Asterix-Band „af Sidtirolerisch“ ist erschienen. Nach „Asterix ba d’r Naja“ (Asterix als Legionär), „Olls lei lolli“ (Das Geschenk Cäsars) und „Asterix isch kesslun“ (Asterix und der Kupferkessel) läßt Günther Heidegger, Dialektautor und stellvertretender Chefredakteur der Südtiroler Tageszeitung Dolomiten, nun mit „Willsch wetten“ (Asterix – Die Lorbeeren des Cäsar) nun einen weiteren Band folgen.

Roms Legionäre nur italienisch sprechen zu lassen, lehnte Asterix-Schöpfer Uderzo ab.

Eine ganz simple Angelegenheit ist die Übertragung ins „Südtirolerische“ dabei nicht: denn es gibt, im Gegensatz zu anderen Dialektgebieten des deutschen Sprachraumes, gar keinen einheitlichen Dialekt in Südtirol. Vielmehr hat jedes Tal zumindest einen, manchmal auch mehrere Idiome der deutschen Sprache bewahrt. Die sich dann auch noch sehr stark voneinander unterscheiden.

Der Ahrntaler oder Ultner Dialekt sind in Wortschatz und Aussprache für den deutschen Bozner ebenso schwer verständlich wie für einen Hamburger. Dem versucht Heidegger Rechnung zu tragen, indem er versucht, einen Standarddialekt zu bilden. Ein Umstand, der von Dialektpuristen und eingefleischten Lokalpatrioten auch schon kritisiert wurde. Der Kalterer Heidegger lege den Schwerpunkt zu sehr auf sein Heimatdorf Kaltern und das umliegende Überetsch, während andere Täler zuwenig Berücksichtigung finden würden.

Und die Römer? Ja, die sprechen die für Südtiroler Ohren so vertraute Mischung aus Deutsch mit italienischen Wortfetzen – ganz genau wie die italienischen Carabinieri, die Ordnungshüter, die seit jeher Protagonisten unzähliger Südtiroler Witze sind. Die Absicht Heideggers, die römischen Legionäre nur italienisch sprechen zu lassen, wurde von Asterix-Schöpfer Uderzo übrigens abgelehnt – zu sehr wäre dadurch die Karikatur in die Realsatire abgerutscht. Dennoch wird sich auch diese Ausgabe in Südtirol sehr gut verkaufen.

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