© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/14 / 04. April 2014

Hans Rosenberg und die Liberalismuskritik zur Weimarer Zeit
Abgelebte Weltanschauung
(gr)

Kurz nach seiner Kölner Antrittsvorlesung vom 23. Januar 1933 über „Die Epochen des parteipolitischen Liberalismus in Deutschland“ befand sich der Privatdozent Hans Rosenberg (1904–1988) bereits im englischen Exil. Wie der von Ewald Grothe (Friedrich-Naumann-Stiftung) erstmals aus dem Nachlaß publizierte Text dokumentiert, zwang jedoch allein die jüdische Herkunft, nicht aber der Inhalt seiner Vorlesung den Schüler Friedrich Meineckes zur Emigration (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 1/2014). Denn der Historiker prognostizierte durchaus zeitgemäß, daß die „Massenparteien“ der extremen Linken oder Rechten den Weg Deutschlands fortan bestimmen würden, nicht mehr der 1930 im „Konventikelwesen“ versumpfte Liberalismus. Die geistig und politisch obdachlos gewordenen, zwischen Großkapital und Proletariat eingeklemmten Mittelschichten hätten sich wegen ihres nach 1871 geschlossenen und in der Weimarer Republik gefestigten Bündnisses mit dem „Monopolkapitalismus“ endgültig von den liberalen Parteien und ihrer „abgelebten Weltanschauung“ verabschiedet. Ihre Hinwendung zu „neuen Kräften von spezifisch antiliberaler Haltung“, mit denen der als „Edelbolschewist“ verschriene, Carl Schmitt und Hans Freyer zitierende Rosenberg offenkundig sympathisierte, sei daher nur konsequent gewesen.

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