© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/14 / 04. April 2014

Mindestlohn für Spargelstecher und Salatpflücker
Bauernfeindliches Gesetz
Markus Brandstetter

Ohne Erntehelfer läuft auf deutschen Feldern, in Obstplantagen und beim Weinbau schon lange nichts mehrt. 330.000 Landarbeiter, die meisten davon Saisonkräfte aus Polen und Rumänien, helfen bei der Ernte in ganz Deutschland. Und die sollen jetzt alle den Agrar-Mindestlohn erhalten. Schon ab dem nächsten Jahr soll ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde eingeführt werden, wenn es nach Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) geht.

Bauern- und Agrarverbände laufen Sturm gegen die Pläne der Bundesregierung. Der Grund liegt auf der Hand: Wird auch in der Landwirtschaft flächendeckend ein Mindestlohn eingeführt, dann müssen die Obst- und Gemüsebauern ihre Produkte teurer verkaufen, weil sich auch ihre Kosten erhöht haben. Schätzungen gehen davon aus, daß Erzeugerpreise um 10 bis 15 Prozent steigen müßten, um die gestiegenen Personalkosten zu decken. Für Bundesregierung und Gewerkschaften ist das natürlich kein Problem, deren Kommentar lautet monoton: Ja, dann müßt ihr halt die Preise erhöhen.

Wenn es nur so einfach wäre. Im Obst- und Gemüsebau herrscht seit Jahren ein Wettbewerb auf Teufel komm raus, weil Äpfel, Salat und Zwiebeln aus der ganzen Welt importiert werden und keineswegs immer aus Deutschland kommen. Die Hauptabnehmer für Obst und Gemüse sind die Discounter, die gerade wieder angefangen haben, die Preise zu senken. Damit das funktioniert, drücken sie die Erzeugerpreise seit Jahren auf immer neue Minimalwerte. Wenn die deutschen Obst- und Gemüsebauern nun auch noch einen Mindestlohn auferlegt bekommen, dann werden sie bei den Discountern massiv Marktanteile verlieren. Das schadet allen: dem Klima, weil immer mehr Obst und Gemüse um die halbe Welt reist; Polen und Rumänen, weil die weniger Arbeit finden werden, und natürlich den Bauern, von denen noch mehr aufgeben werden.

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