© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/14 / 28. März 2014

Völkermord I: Mao Tse-tung und der „nuancierte“ Terror in China
Nur eine begrenzte Gewaltneigung
(wk)

In der 20th Century History Review (2/2014) versucht der britische Historiker Andrew Flint die Frage zu beantworten, welche Natur der Terror in der Volksrepublik China zur Zeit Mao Tse-tungs gehabt habe. Oder anders formuliert: Resultierte die Vernichtung von schätzungsweise 76 Millionen Menschenleben unter Maos Ägide wirklich aus dem Willen des „Großen Vorsitzenden“ oder handelte es sich hier vielleicht doch eher um das Ergebnis des Wirkens von unterschiedlichen Kräften? In seinem Beitrag widerspricht Flint zunächst einmal allen westlichen Autoren, welche den chinesischen Diktator in eine Reihe mit Hitler und Stalin stellen, denn er sieht bei Mao Tse-tung nur eine begrenzte Gewaltneigung, die sich in „unsystematischen und planlosen“ Aktionen geäußert habe. Darüber hinaus sei der Terror unter Mao durchaus „nuanciert“ dahergekommen – ganz in Abhängigkeit von der jeweiligen Situation und Zielgruppe. Das unterscheide Rotchina schon einmal von NS-Deutschland und dem stalinistischen Rußland. Und dann sei tatsächlich auch ein ganz erheblicher Teil der politischen Gewalt im Reich der Mitte von Gruppen der Gesellschaft ausgegangen, die der „Große Vorsitzende“ nur zum Teil oder gar nicht kontrollieren oder beeinflussen konnte, wie beispielsweise die Jugend während der Kulturrevolution.

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