© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/14 / 28. März 2014

Schupelius kein Einzelfall
Linksextremismus: Gerade in Berlin bekommen Journalisten immer wieder Probleme mit linksextremen Gewalttätern
Ronald Gläser

Der Brandanschlag auf den B.Z.-Journalisten Gunnar Schupelius (siehe Portrait Seite 3) war kein Einzelfall. Immer wieder werden Journalisten von Linksextremisten bedroht und mißhandelt.

Anders als im Fall von Übergriffen durch Rechtsextremisten wird dies aber selten thematisiert. Noch nicht einmal von den betroffenen Kollegen selbst.

Allein in Berlin gab es in den vergangenen Jahren etliche spektakuläre Vorfälle: Den Auftakt machte 2009 eine Hetzkampagne gegen den Tagesspiegel-Polizeireporter Jörn Hasselmann, der auf Indymedia als „Autonomenhasser“ bezeichnet wurde. Die linksradikale Webseite veröffentlichte sein Foto und seine Adresse und forderte Leser auf, ihn aus Szeneläden zu werfen. „Merkt euch sein Foto. Hasselmann hat bei unseren Pressekonferenzen, Veranstaltungen und Demos nichts zu suchen!“

Ebenfalls 2009 verwüsteten Linksradikale nach einem Artikel über eine linke Krawalldemo am hellichten Tage die Redaktion des Berliner Kuriers. 2010 sickerte durch, daß ein Chefredakteur einer Berliner Tageszeitung eine Morddrohung erhalten hatte.

2011 hatte Schupelius’ Kollegin Caroline Rosales eine Serie über Berlins linksextreme Szene in der B.Z. veröffentlicht und daraufhin ernstzunehmende Drohungen erhalten. Wieder das gleiche Muster: Foto und Adresse der Frau wurden veröffentlicht, um sie einzuschüchtern. Sie widmet sich seitdem stärker Familienthemen. Im Zusammenhang mit den 1.-Mai-Krawallen 2011 wurde in der Szene Gewalt gegen Journalisten diskutiert. So hieß es in einem Artikel auf Indymedia: „Einige Demonstranten haben sich hervorgetan, indem sie Personen mit Kamera mehrmals angriffen bzw. Kameras mit Wasser überschüttet haben.“ In diesem Fall sei der Angriff „gerechtfertigt“ gewesen, hieß es weiter, da es sich bei den Journalisten um „Provokateure“ gehandelt habe.

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