© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/14 / 21. März 2014

Und dann ist der Wagen plötzlich weg
Dokumentation: Der NDR zeigt eine außergewöhnliche Reportage über den Kampf der Polizei gegen osteuropäische Autoschieber
Falko Teuber

Verfolgungsjagd im Wilden Osten. Blaulicht flackert, ein Heli rattert. Zwei Polizisten im „Kampf gegen Autoschieber“ nahe der Oder-Neiße-Grenze. Die Autobahnen A11, A12 und A20 gelten seit Jahren als zentrale Verschieberouten für gestohlene PKW.

Der NDR zeigt am Freitag eine fesselnde Dokumentation über die Kriminalität an der Ostgrenze. Ein Großteil der 18.000 jährlich geklauten Fahrzeuge aus Deutschland verschwindet dort. Der Kampf der Polizeibehörden ist eine Sisyphosarbeit. Gerade festgenommene Straftäter kommen nach wenigen Stunden wieder frei, wenn sie einen festen Wohnsitz in einem EU-Land Osteuropas nachweisen können.

Zwei der gezeigten Diebe wechseln weder ihr Fahrzeug noch ihr Revier. Obwohl sie bereits festgenommen und abgeschoben wurden, sind die beiden nach wenigen Monaten wieder da und begehen weiterhin Diebstähle. Der Reportage gelingt es dabei meisterhaft, die Arbeit der Beamten szenisch zu verdichten. Zum Alltag der beiden Beamten gehören auch Verfolgungsjagden quer über Landstraßen und durch Städte. Ohne Rücksicht versuchen die Autoschieber die gestohlenen Fahrzeuge über die Grenze nach Osteuropa zu bekommen.

Die NDR-Reportage ist zu kurz, um alle Aspekte des Polizeialltags zu beleuchten. Wer sind die Hintermänner? Wo landen die geklauten Wagen? Diese Fragen werden nur angekratzt. Vielmehr thematisiert die Dokumentation die Chancenlosigkeit der Bundespolizisten. Sie stehen alleine und müssen sich mit fragwürdigen Rechtsnormen der EU auseinandersetzen. Der Kampf gegen das Verbrechen bleibt inmitten des bürokratischen Wusts oft auf der Strecke.

Und so wird die Resignation der beiden Beamten, die am Ende der Reportage klar zutage tritt, zur eigentlichen Nachricht. Sehenswert ist die Dokumentationauf jeden Fall. Es bleibt zu hoffen, daß auch viele Politiker einschalten.

Kampf gegen Autoschieber. Freitag, 21. März, 21.15 Uhr, NDR

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