© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/14 / 21. März 2014

Zeitschriftenkritik: Factum
Orientierung aus christlicher Sicht
Werner Olles

Wenn bereits die Prämissen nicht stimmen, sind die meisten Diskussionen reine Zeitverschwendung. Ähnlich verhält es sich mit dem Bezugspunkt. „Wo er nicht stimmt, geht die beste Planung ins Leere“, schreibt Thomas Lachenmaier, Chefredakteur des Magazins Factum, im Editorial der aktuellen Ausgabe (1/2014), die sich in ihrem Titelthema mit der Ichbezogenheit des Menschen und seiner Abkehr von Gott auseinandersetzt. 1980 gegründet, erscheint die Zeitschrift neunmal jährlich im Umfang von 52 Seiten. Von einem christlichen Fundament aus beschäftigt sich das Magazin mit Themen aus Politik, Geschichte, Gesellschaft, Ethik, aktuellem Zeitgeschehen, biblischer Archäologie, Theologie und Philosophie.

Wohin es führt, wenn eine Gesellschaft die Orientierung verliert und sich Narzißmus, Nihilismus als neue Religion etablieren, beschreibt Uwe Siemon-Netto in seinem Beitrag. Als erstes gehen Mitgefühl und Verbundenheit mit unseren Nächsten verloren, wenn der in okkultistischem Denken wurzelnde Narzißmus mit seinem Motto „Tu, was du willst!“ sich auf epidemische Weise verbreitet. Das „Zeitalter des quantifizierten Selbst“ habe eine Generation hervorgebracht, „die pausenlos die Kameras hochhebt, um sich selbst zu fotografieren, und diese Bilder dann im Internet veröffentlicht. Sie ist narzißtisch, vermessen, voller Ansprüche und faul. Ihre Ichsucht kann das Ende der uns vertrauten Zivilisation bringen“, zitiert der Autor den Time-Redakteur Joel Stein. Diese hochgradige Selbstbezogenheit habe unter nordamerikanischen Kindern und Jugendlichen bereits einen erheblichen Realitätsverlust bewirkt, plage jedoch längst auch Europa. Erziehung gelte im nachchristlichen Zeitalter keineswegs mehr als ausgemacht, dafür fördere die zunehmende Gleichgültigkeit vieler Eltern den Mangel an Empathie unter Jugendlichen, die hemmungslose Gewaltbereitschaft, den Drogenmißbrauch und die frühe Sexualisierung.

Das Thema „Sterbehilfe“ beschäftigt nicht nur Politiker. Inzwischen existieren hierzu mehrere Gesetzentwürfe, doch die Realität hat diese längst eingeholt. Das Tabu, Menschen zu töten, droht beiläufig aufgelöst zu werden. Besonders kranke oder alte Menschen rücken in den Fokus. „Unter dem Schein der Selbstbestimmung wird das Tötungsverbot beseitigt“, heißt es in dem Beitrag „Auf Leben und Tod“, der zehn Thesen gegen die Sterbehilfe vorstellt, da die gezielte Tötung eines Menschen in seiner letzten Lebensphase aus christlicher Sicht nicht vertretbar sei. Tatsächlich erleben besonders ältere und schwerkranke Patienten immer öfter, daß Mediziner ihnen ein angeblich „ungünstiges Rating“ attestieren, das sie gesetzlich verpflichte, medizinische Ressourcen für junge Menschen freizuhalten. Doch ist dies eine Herabwürdigung des menschlichen Lebens zu einem rein utilitaristischen Objekt und widerspricht dem Schöpfungsgedanken.

Kontakt: Schwengeler Verlag, Hinterburgstr. 8, CH-9442 Berneck. Telefon: 0041 / (0) / 717 27 21-20. Das Einzelheft kostet 6,40 Euro, das Jahresabo 49 Euro. www.factum-magazin.ch

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