© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/14 / 07. März 2014

Warum das Fiat-Money-System früher oder später scheitern wird
Der Preis des Wartens
Thorsten Polleit

Chinesische Banken haben alleine im Januar Kredite in einem Gesamtvolumen von umgerechnet rund 300 Milliarden Euro vergeben. Kritiker befürchten. daß sich in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA und dem Euro-Raum die nächste große Kreditblase entwickelt. Ihr Platzen könnte die Weltwirtschaft ins Wanken bringen.

Kredit ist eigentlich ein wunderbares Werkzeug, das helfen kann, die Arbeitsteilung und damit Produktivität und Prosperität zu fördern. Den Kreditgebern ermöglicht es, ihr Einkommen zeitlich aufzuteilen, wie sie es wünschen. Und die Kreditnehmer können Investitionspläne verwirklichen, die sie nur mit ihren eigenen Mitteln nicht in die Tat hätten umsetzen können.

Diese wirtschaftlichen Vorteile des Kreditwesens entstehen natürlich nur, wenn das zugrundeliegende Finanzsystem auf der freien Marktwirtschaft beruht. Doch genau hier liegt das Hauptproblem der wichtigsten Volkswirtschaften: Das vorherrschende Kreditsystem ist mit den Prinzipien des freien Marktes nicht vereinbar.

Alle wichtigen Währungen der Welt – vom Dollar, über Euro und Yen, bis hin zum chinesischen Renminibi – sind von Regierungen herausgegebene, ungedeckte Geldwährungen. Oder eben Fiat Money („Es werde Geld“). Solche Währungen haben drei Charaktereigenschaften: Erstens, die Zentralbanken haben ein Monopol für die Herausgabe. Zweitens, Geld wird produziert durch Kreditvergabe, also aus gar nichts, ohne daß diese Kredite durch Werte abgesichert sind. Drittens, dieses Geld, das keinen realen Gegenwert hat, kann politischen Wünschen gemäß beliebig vervielfältigt werden.

Dieses Fiat-Money-System leidet unter einigen weitreichenden ökonomischen und ethischen Fehlern. Es ist inflationär und löst unaufhaltsam Spekulationswellen aus, provoziert schlechte Investments und verstärkt damit Konjunkturzyklen. Vor allem fördert es den Aufbau immer neuer Schuldenberge. Ungerechterweise bevorzugt das System einige wenige auf Kosten von vielen: Wer als erster das neue Geld erhält, profitiert mehr davon als die späteren Empfänger.

Es war Ludwig von Mises, der verstand, daß eine Fiat-Money-Blase eines Tages mit dem Kollaps der Wirtschaft enden wird, ja enden muß. Die einzige offene Frage ist dabei, ob diesem Ereignis die Abwertung der Währung vorausgeht oder nicht „Der Boom kann nicht ewig andauern. Entweder die Bank weitet die Kreditvergabe immer weiter aus und verursacht damit gigantische Preiserhöhungen und eine Spekulationsorgie, die wie in alle Fälle von steigender Inflation in einer Phase der Hochkonjunktur und dem anschließenden Zusammenbruch des Kredit- und Wirtschaftssystems endet. Oder die Banken beenden den Prozeß vorher, indem sie die Kreditausweitung stoppen, was dann ebenfalls eine Krise auslöst. In beiden Fällen ist eine Depression die Folge.“

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