© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/14 / 21. Februar 2014

Zionismus in Weimars Außenpolitik: Intime Beziehungen zu Deutschland
Von erstrangiger Bedeutung
(wm)

Auf einer Pro-Palästina-Kundgebung in Berlin 1927 erklärte Chaim Weizmann, Vorsitzender der Zionistischen Weltorganisation, daß die Beziehungen seiner Bewegung zu Deutschland „intim“ seien, weil fast alle Mitglieder ihres Führungspersonal deutsche Schulen besucht hätten. Wie Botschafter a.D. Hansjörg Eiff in seiner Studie über den Stellenwert des zionistischen Projekts in Palästina für die Außenpolitik der Weimarer Republik belegt, habe das Deutsche Reich ungeachtet der Niederlage von 1918 tatsächlich seine Bedeutung für das Judentum nicht verloren (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 12/2013). Auch nach den Gebietsverlusten im Osten lebte hier die größte jüdische Gemeinschaft Westeuropas, „deren kulturelle und wirtschaftliche Ausstrahlung für das Judentum weltweit von erstrangiger Bedeutung“ gewesen sei. Umgekehrt habe man im Auswärtigen Amt erkannt, daß sich aus den „intimen“ Beziehungen zum Zionismus politische Perspektiven ergeben könnten. Dessen „Aufbauwerk in Palästina“ wurde als „hervorragendes Mittel“ eingestuft, um Deutschland international stärker ins Spiel zu bringen und Einfluß im Orient zurückzugewinnen – auch im Interesse der dortigen „Erhaltung des Deutschtums“. Erst das „neuartige deutsche Lebensgefühl“ des „exaltierten Nationalismus“ der NSDAP brachte diese Beziehungen in eine Krise, beendete sie 1933 aber nicht völlig.

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