© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/14 / 21. Februar 2014

Steigende Lebensmittelpreise
Inflation im Supermarkt
Henning Hoffgaard

Na, wenn das keine gute Nachricht ist: Die Inflation ist im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 1,3 Prozent gefallen. Im gesamten Euro-Raum lag die Teuerungsrate bei 0,7 Prozent. Die Europäische Zentralbank versucht deswegen bereits eiligst, die Sorgen vor einer möglichen Deflation zu dämpfen. Die Verbraucher dürften allerdings eine ganz andere Realität erleben.

Seit Monaten schon steigen die Lebensmittelpreise in den Supermarktregalen beständig an. Allen voran die Grundnahrungsmittel Kartoffeln (plus 23 Prozent), Butter (plus 22 Prozent) und Milch (plus 16 Prozent). Also Dinge, die jeder braucht. Woche für Woche. Insgesamt verteuerten sich die Lebensmittel um 3,6 Prozent. Davon sind vor allem einkommensschwache Haushalte betroffen.

Je weniger Geld eine Familie zur Verfügung hat, desto höher ist der Anteil der Ausgaben für Essen und Trinken. Da ist es wenig tröstlich, daß im Gegenzug etwa die Studien- und Immatrikulationsgebühren um 17,5 Prozent gesunken sind. Letztere fallen laut Statistischem Bundesamt bei der Berechnung der Inflation übrigens doppelt so stark ins Gewicht wie die Preise für Kartoffeln.

Hier zeigt sich, wie wenig aussagekräftig die Zahlen wirklich sind. Sinkende Preise für Pauschalreisen sind eben nur dann eine gute Sache, wenn man sich die auch leisten kann.

Die offiziellen Zahlen taugen also nichts. Besser wäre es, wenn die Inflation nach Einkommen aufgeschlüsselt würde. Gerade bei den Lebensmittelpreisen ergeben sich für einen Geringverdiener eben ganz andere Voraussetzungen als bei Millionären. Die jetzigen Zahlen verschleiern diese Tatsache, vermitteln aber irgendwie ein ganz wohliges Gefühl.

Am Ende sollte jeder lieber dem eigenen Portemonnaie glauben als irgendwelchen Statistiken. Mit leerem Magen macht auch das Spielen auf dem günstigeren Handy keinen Spaß mehr. Die Inflation ist da. Und sie findet vor allem im Supermarkt statt.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen