© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/14 / 21. Februar 2014

Technologie 3D-Drucker
Bloß nicht verschlafen
Markus Brandstetter

Das Faxgerät hat bekanntlich mehrere Väter. Einer davon war der Deutsche Rudolf Hell, der seine Erfindung schon 1956 der Siemens AG anbot, die auch wirklich damit den ersten sogenannten „Fernkopierer“ baute und zur Marktreife brachte.

Den großen Reibach mit den Faxgeräten haben später aber die Japaner gemacht, angeblich weil man bei Siemens in der Marktforschung die Frage: „Wer braucht ein Telefon, das Briefe und Bilder von A nach B senden kann?“ mit der interessanten Antwort bedachte: „Keiner, denn es gibt ja die Post.“ Damit so was nicht gleich wieder passiert, reden wir heute über 3D-Drucker.

Ein 3D-Drucker ist eine Maschine, die feste, dreidimensionale Objekte aus Metall oder Plastik herstellt. Dazu wird Plastik- oder Metallpulver geschmolzen und dann in sehr dünnen Schichten in die gewünschte Form gespritzt oder extrudiert. Der damit geschaffene Gegenstand kann entweder mit einem Laser gehärtet werden oder trocknet einfach an der Luft.

Es gibt bereits 3D-Drucker, die ein Dutzend unterschiedlicher Materialien mit einem Druckkopf in einem Arbeitsgang „drucken“ können. Auch verschiedene Farben sind kein Problem mehr. Die ersten 3D-Drucker für Hobby-Anwender, die weniger als 1.000 Euro kosten, sind bereits verfügbar. Mit ihnen kann man heute schon eine ganze Menge schöner und nicht so schöner Sachen machen.

Zum Beispiel Pistolen aus Plastik, die wirklich schießen, alle Arten von Kinderspielzeug, aber auch Zahnspangen, Brillengestelle oder Rotorblätter für Lüfter und Schiffsschrauben. Auch Türknöpfe, Lampenschirme, Architekturmodelle und medizinische Implantate werden bereits mit dieser Technik hergestellt.

Vieles, was man heute noch durch Kunststoff-Spritzguß in speziellen Fabriken herstellt, wird man in einigen Jahren dezentral durch die neuen Drucker überall fabrizieren können. Noch ist der Markt vergleichsweise klein, im letzten Jahr wurden weltweit 3D-Drucker im Gesamtwert von drei Milliarden Euro verkauft, aber das kann sich, wie uns das Fax lehrt, schnell ändern: 1975 hatte kein Unternehmen ein Faxgerät, zehn Jahre später jedes.

Der 3D-Druck wird auf den meisten Gebieten die traditionelle Herstellung im Spritzguß nicht ganz ersetzen, aber ergänzen und dadurch einige Produktions- und Lieferketten über den Haufen werfen und revolutionieren.

Immer öfter wird nicht mehr die Fabrik die große Rolle spielen, sondern die Software, mit der die Dateien erstellt werden, nach denen später gedruckt wird.

Eine neue Technologie bedeutet immer auch eine Gefahr für etablierte Verfahren. Wer heute schon weiß, was morgen kommt, kann sich darauf einstellen und damit Geld verdienen. Damit es nicht hier auch wieder so läuft wie mit dem Fax.

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