© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Knapp daneben
Der deutschen Jugend die Tür!
Karl Heinzen

Die demographische Entwicklung stellt die deutsche Wirtschaft vor immer größere Herausforderungen. Die Lebensarbeitszeit läßt sich nicht beliebig verlängern. Ältere Beschäftigte sind halt irgendwann verschlissen, können nicht mehr mit dem Innovationstempo mithalten oder haben einfach nur ausgesorgt. Die Lücken, die sie hinterlassen, mit hoch qualifiziertem und motiviertem Nachwuchs zu schließen, ist schwer, wenn nicht unmöglich.

Die Bevölkerungsstatistik allein bietet dafür keine ausreichende Erklärung. Es gibt immer weniger junge Menschen, das ist richtig. Das Kernproblem ist aber kein quantitatives, sondern ein qualitatives. Der Nachwuchs, der unser Land bevölkert, ist den hohen Anforderungen, die an ihn zu stellen sind, schlichtweg nicht gewachsen. Deutschlands Jugendliche mögen nicht wesentlich stumpfsinniger sein als die Altersgenossen in anderen europäischen Staaten. Ihre Leistungsbereitschaft ist aber unterdurchschnittlich. Dies zeigt sich an ihrer im internationalen Vergleich geringen Neigung, Zeit, Geld und Mühe in eine akademische Ausbildung zu investieren.

Im internationalen Vergleich geringe Neigung, Zeit und Mühe in eine akademische Ausbildung zu investieren.

Aber auch die wenigen, die sich zu einem Studium aufraffen, verdienen keine Vorschußlorbeeren. Viele brechen vorzeitig ab oder trödeln. Gerade einmal 39,3 Prozent der Hochschulabsolventen des Jahres 2012 waren in der Lage, die Regelstudienzeit einzuhalten, obwohl sie dank der heutigen Verschulung an die Hand genommen wurden und die Einführung des Bachelor es jedem Kretin ermöglicht, einen akademischen Grad zu erwerben.

Die Gesellschaft muß wachsam sein. Die jungen Menschen spüren, daß sie eine knappe Ware sind und die Wirtschaft danach giert, sie ins Berufsleben zu zerren. Daher glauben sie, mit immer weniger Qualifikationen unterkommen zu können. Wenn man sie nicht von diesem hohen Roß herunterholt, wird schon bald jeder bildungsferne Leistungsverweigerer seinen Anspruch auf einen lukrativen Job anmelden. Was zu tun ist, zeigt ein Blick über die Grenzen: Fast überall in Europa wird der Jugend glaubhaft der Eindruck vermittelt, daß man sie eigentlich gar nicht braucht. Dies sollte auch bei uns möglich sein.Elend“. (ho)

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