© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Haltungsnote
Goldspringer mit Schalk im Nacken
Christian Rudolf

Er gewann Gold in Sotschi, und er wäre kein echter Pole, wenn nicht eine kleine Stichelei gegen die Russen dabeigewesen wäre: Kamil Stoch flog am Sonntag auf der Normalschanze der Konkurrenz davon, das Hoheitszeichen der Polnischen Luftstreitkräfte am Helm.

Dabei fühlte sich der 26jährige am Morgen nicht so recht, hatte Kopf- und Rückenschmerzen und überlegte, den Start nicht überhaupt abzublasen. Es ist schon eine Plage, Top-Favorit zu sein! „Ich tat dann einfach, was ich tun mußte. Ich ging an den Start, ich sprang, ich siegte“, freute sich der frischgebackene Olympiasieger, der in Polens größtem Wintersportort Zakopane quasi auf der Sprungschanze zur Welt kam. Die Goldmedaille für den Bestflug über 105,5 Meter widmete der Student seinen Eltern („konnte immer auf sie zählen“) und seiner Frau („viele Verdienste um meinen Sieg“).

Das kleine weißrote Schachbrettmuster, das Polens bester Skispringer zu beiden Seiten seines Schutzhelms prangen hat – sollte es ein Bekenntnis sein? Seit dem tödlichen Absturz des Präsidenten Lech Kaczyński mit einer Maschine der Luftwaffe ist es das Symbol der „Smolensk-Zweifler“. Die verdächtigen die Russen, im April 2010 ein ganz übles Ding gedreht zu haben.

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