© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Meldungen

Indigene Völker: Privilegiert als Primitive

Sankt Augustin. Warum dürfen grönländische Inuit weiter geschützte Wale jagen, während dies japanischen Küstenfischern, die ebenfalls ein „kulturelles Interesse“ reklamiert und mit vergleichbaren Booten und Waffen agiert hatten, verwehrt bleibt? Nach Auffassung des Nürnberger Soziologen Frank Sowa liegt dies daran, daß die Inuit im Gegensatz zu den offensichtlich in der Neuzeit angekommenen Japanern „als (noch) nicht modern, als (noch) nicht aufgeklärt und als (noch) nicht entwickelt wahrgenommen“ werden. Zudem könne man den „durch die historische Entwicklung benachteiligten“ Kolonialismusopfern auch schon „aufgrund des Menschenrechtsstatus der indigenen Völker innerhalb des Systems der Vereinten Nationen den Walfang nicht (...) verweigern“. Allerdings bedeute das, „daß die grönländischen Inuit die Repräsentation der alten Jagdkultur auch in Zukunft aufrechterhalten müssen, um weiter Wale auf legitime Art und Weise jagen zu dürfen. Insofern ist eine ‘Musealisierung von Indigenität’ notwendig“ (Anthropos, 108/2013). Damit befinden sich die Inuit nun in einer veritablen Zwickmühle: Zwar werden sie jetzt als eine rückschrittliche Nation diskriminiert, genießen aber genau dadurch Privilegien. (wk)

www.anthropos.eu

 

Belege für Buddhas Existenz in Nepal entdeckt

DURHAM. Zum Wirken Buddhas lagen bisher nur später entstandene Textquellen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. vor, weshalb umstritten war, wann der Religionsstifter genau gelebt hatte. Jetzt allerdings fand sich das erste gegenständliche Indiz für die reale Existenz Siddhartha Gautamas im 6. Jahrhundert v. Chr.: Archäologen der britischen Durham University unter Leitung von Robin Coningham entdeckten im Fundament des Maya-Devi-Tempels im nepalesischen Lumbini die Reste eines etwa 2.550 Jahre alten dachlosen Schreines mit pflanzlichen Spuren im Inneren. Dies ist deshalb von Belang, weil Lumbini, das früher zum nordindischen Fürstentum Kapilavastu gehörte, als Geburtsort Buddhas gilt – hier soll die Mutter Siddharthas entbunden haben. Möglicherweise wurde der Lumbini-Schrein um genau dieses legendäre Ephialis-Gewächs herum gebaut und ermöglicht somit nun endlich eine objektive zeitliche Verortung Buddhas. (wk)

www.journal.antiquity.ac.uk

 

Erste Sätze

Es ist eine gar merkwürdige und wunderbare Zeit, in der wir leben.

Ferdinand Meisel: Wandlungen des Weltbildes und des Wissens von der Erde, Stuttgart-Berlin 1913

 

Historisches Kalenderblatt

19. Februar 1989: Die estnische Sowjetrepublik führt einen Gedenktag für die am 24. Januar 1918 proklamierte unabhängige Republik Estland ein. Das Parteiorgan „Sowjetskaja Estonia“ spricht erstmals von der „Besetzung Estlands durch sowjetische Truppen“.

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