© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

Er war einfach mitreißend
Nachruf: Zum Tod des Verlegers Michael Müller
Birgit Kelle

Wer in der katholischen Publizistik überleben will, hat es nicht einfach. Es ist nur etwas für Journalisten, die einen starken Glauben in sich tragen und finanziell keine Ambitionen besitzen. Sie müssen Überzeugungstäter sein. Michael Müller, katholischer Verleger aus Aachen, war so einer. Vergangenen Donnerstag erlag er überraschend mit nur 55 Jahren einem Herzinfarkt und hinterläßt seine Ehefrau und vier Kinder.

Zeit seines Lebens hat er sich mit Begeisterung für seinen katholischen Glauben engagiert. Er studierte Geschichte, Romanistik und Öffentliches Recht und führte seit 1991 den MM Verlag in Aachen, in dem neben zahlreichen Büchern auch sein monatliches Magazin Komma erschien. Mit viel Sorgfalt und Herzblut kämpfte er um dieses Heft, das durch Festigkeit im Glauben und Romtreue nicht nur Freunde hatte – vor allem nicht innerhalb der deutschen Amtskirche.

Zuletzt kämpfte der Verlag ums Überleben. Geholfen hat ihm seine Kirche nicht. Bei verschiedenen Bistümern hatte er angefragt, um sein Lebenswerk zu retten, sie wurde ihm versagt. Besonders bitter erscheint dies im Hinblick auf die vielen Millionen Euro, die die Amtskirche in Prunkbauten oder auch Projekte wie den Weltbild-Verlag steckte, wo zwar viel Platz für Porno-Literatur und Esoterik ist, ein klares katholisches Profil aber kaum erkennbar wird.

Er schenkte mir einen gesegneten Rosenkranz

In letzter Zeit hatten wir uns viel ausgetauscht über seine Sorgen, wie es weitergehen soll. Zu dem verabredeten Kaffee am kommenden Samstag wird es nun nicht mehr kommen. Was bleibt, sind die Erinnerungen an einen Menschen, der mich persönlich stark geprägt hat. Ich erinnere mich noch gut, wie wir uns einst in seiner Redaktion kennenlernten. Er war so voller Energie, Ideen, Enthusiasmus. Einfach mitreißend.

Und so erzählte ich ihm spontan von meinen langjährigen Überlegungen, zum katholischen Glauben zu konvertieren, obwohl wir uns gerade mal eine halbe Stunde kannten. Er sprang auf und kam mit einer kleinen Schachtel zurück, darin ein Rosenkranz, persönlich gesegnet von dem damaligen Papst Benedikt XVI. „Er gibt mir immer welche mit“, sagte er und drückte ihn mir in die Hand, als Wegbegleiter auf meinem Weg zum Katholischsein. Diese Geste hat mich sehr berührt. Bis heute bin ich keine Rosenkranzanbeterin, aber ich habe ihn immer dabei, wenn ich zu schwierigen Diskussionen oder TV-Runden unterwegs bin. Er wußte das gar nicht. Ich wollte es ihm immer mal erzählen ...

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