© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/14 / 14. Februar 2014

CD-Kritik: Thomas Wija / David Santos
Des Sängers Habe
Jens Knorr

In Berlin war er in Partien von Strawinsky, Bach und Händel zu hören, in Bad Wildbad als Rossinis „Mosé“, seit einiger Spielzeit ist er festes Ensemblemitglied des Staatstheaters Kassel: der polnische Baßbariton Tomasz Wija, Jahrgang 1982. Seit 2006 arbeitet Wija kontinuierlich mit dem portugiesischen Pianisten David Santos in der Gattung Lied zusammen, 2009 gewannen sie den ersten Preis beim „Ersten Internationalen Schubert-Wettbewerb LiedDuo“ in Dortmund.

Das Programm ihrer Debüt-CD folgt der deutschen Traditionslinie von der Klassik zur Romantik, von Schubert zu Brahms, und weiter zu zweien, die zu Klassikern geworden sind, weil sie Romantik auf je eigene Art zu Ende dachten, zu Schönberg und Busoni.

Die Aufnahme läßt einen warm getönten, obertonreichen Bariton hören, mit schöner Beimischung der Kopfstimme in der mittleren, allerdings eng und resonanzarm in der tiefen Lage. Wijas prägnante Artikulation ist Voraussetzung und Ergebnis geistiger Durchdringung der interpretierten Lieder und Gesänge. Geringe technische und interpretatorische Unfertigkeiten fallen gegen die Fertigkeiten kaum ins Gewicht.

Der Sänger und sein sensibler Begleiter beweisen nicht nur eminente Begabung, sondern zeigen sich auf dem Weg zu Meisterschaft. In Kassel wird Wija wohl nicht mehr lange zu hören sein.

T. Wija / D. Santos: Schubert, Schönberg, Brahms, Busoni Lieder und Gesänge Thorofon CTH 2574 www.bella-musica-edition.de

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