© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/14 / 07. Februar 2014

Frisch gepresst

Fritz Mauthner. 1975 erschien Joachim Kühns unübertroffene Biographie des fast vergessenen Publizisten und Sprachphilosophen Fritz Mauthner (1849–1923). Bald darauf wagte der Züricher Diogenes Verlag eine Neuauflage von dessen eigenwilligem „Wörterbuch der Philosophie“, sein vierbändiges Werk „Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande“ sowie seine „Beiträge zur Sprachkritik“ waren im Nachdruck wieder greifbar, und 1993 erschien der opulente Briefwechsel mit dem Radikalsozialisten Gustav Landauer. Zu einer „Mauthner-Renaissance“ hat es trotzdem nicht gereicht. Wohl deshalb, weil das Werk des jüdischen Reichspatrioten und Bismarckverehrers, der gegen die von ihm nicht als „Glaubens-“, sondern als „Stammesgenossen“ titulierten Ostjuden beharrlich eine „Grenzsperre“ forderte, dem philosemitischen bundesdeutschen Zeitgeist allzuwenig Aktualisierungspotential bietet. Abgesehen von Carsten Schapkows Vortrag über den Agnostiker im Spannungsfeld von „Deutschtum und Judentum“ wich 2011 auch eine Wuppertaler Mauthner-Konferenz dieser Thematik weitgehend aus und konzentrierte sich auf die Sprachkritik des „Buddhas vom Bodensee“, so daß der Tagungsband, obwohl um Brückenschläge zu Hugo von Hofmannsthal, Walter Benjamin und Ernst Cassirer bemüht, leider nur im kleinen Kreis von Spezialisten für Sprachtheorie und Sprachphilosophie auf Interesse stoßen dürfte. (kg)

Gerald Hartung (Hrsg.): An den Grenzen der Sprachkritik. Fritz Mauthners Beiträge zur Sprach- und Kulturtheorie, Königshausen & Neumann, Würzburg 2013, gebunden, 353 Seiten, 49,80 Euro

 

EU-Kritik. Der gern vorgebrachten Polemik gegen Kritiker an den Strukturen der Europäischen Union oder der Euro-Politik, man sei „Antieuropäer“, begegnet die österreichische Nationalratsabgeordnete Barbara Rosenkranz bereits mit ihrer Unterzeile. Denn auch wenn die FPÖ-Politikerin im Wiener Parlament als einzige gegen die EU-Verfassung stimmte, klingt ihre aktuelle Abrechnung „einer überzeugten Europäerin“ glaubwürdig. In ihrer Streitschrift seziert sie die Brüsseler Verirrungen in Richtung Superstaat, die die Prinzipien von Demokratie und Subsidiarität unterminieren. Als Wegweisung einer segensreichen europäischen Zukunft ruft Rosenkranz die Grundideen der EU-Gründerväter Jean Monnet und Charles de Gaulle ins Gedächtnis. (bä)

Barbara Rosenkranz: Wie das Projekt EU Europa zerstört. Ares Verlag, Graz 2014, broschiert, 144 Seiten, 14,95 Euro

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