© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/14 / 07. Februar 2014

Aus Wien nach Hollywood
Nachruf: Zum Tod von Maximilian Schell
Werner Olles

Neben Curd Jürgens und Klaus Maria Brandauer war er einer der wenigen deutschsprachigen Schaupieler, die es zu Weltruhm brachten. Maximilian Schell, zweitältester Sohn des Schweizer Schriftstellers Ferdinand Schell und der Wiener Schauspielerin Margarete Noé von Nordberg, gehörte zu jenen Künstlern, denen Talent und Charisma in die Wiege gelegt wurden. Der ältere Bruder Carl und seine beiden Schwestern Maria und Immy zog es ebenfalls auf die Bühne und zum Film, Maria Schell – als „Seelchen“ oft unterschätzt –, avancierte in den fünfziger und sechziger Jahren zu einem der beliebtesten Filmstars.

Am 8. Dezember 1930 in Wien

geboren, verbrachte Schell nach dem Anschluß Österreichs seine Jugend in Zürich, studierte Philosophie, Kunstgeschichte, Musik- und Theaterwissenschaften und später an der Hochschule der Künste in Bern. Am Theater Basel debütierte er als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg, wechselte schließlich an die Münchner Kammerspiele, bis Gustaf Gründgens ihn nach Hamburg holte.

Inzwischen war der Film auf den blendend aussehenden Charakterdarsteller aufmerksam geworden. In „Kinder, Mütter und ein General“ spielte er 1955 seine erste Rolle. Bereits zwei Jahre später holte Edward Dmytryk ihn nach Hollywood, an der Seite von Marlon Brando, Montgomery Clift und Dean Martin spielte er in „Die jungen Löwen“ einen deutschen Offizier. Für seine Rolle als Strafverteidiger in Stanley Kramers „Das Urteil von Nürnberg“ wurde er 1962 mit dem Oscar ausgezeichnet. In den Siebzigern arbeitete er auch als Regisseur und Produzent. Er inszenierte unter anderem Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ und die Filmbiographie „Meine Schwester Maria“ über seine an Demenz erkrankte Schwester.

In der Nacht zum 1. Februar ist Maximilian Schell nach einer Rückenoperation nicht mehr aus der Narkose erwacht. Dem Publikum wird er als einer der ganz großen deutschsprachigen Schauspieler in Erinnerung bleiben.

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