© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/14 / 07. Februar 2014

Zeitschriftenkritik: Weltkunst
Lukrative Geschäfte
Werner Olles

Kunstgegenstände und Antiquitäten sind nicht nur eine sichere Vermögensanlage, sondern verschaffen dem leidenschaftlichen Sammler auch transzendente Rauscherlebnisse oder zumindest eine heilsame Erfüllung privater Obsessionen. Die Zeitschrift Weltkunst – seit 1930 das Leitmedium der deutschen Kunsthändler – hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit jährlich vierzehn Ausgaben ihre Leser mit den besonderen Kostbarkeiten der Kunst bekannt zu machen und schlägt dabei eine Brücke zwischen den verschiedenen Stilen und Richtungen von den Klassikern der bildenden Kunst über die eklektischen und Antikensammlungen bis zur modernen Plakatkunst.

So stellt der Modeschöpfer Karl Lagerfeld in der aktuellen Ausgabe (Februar 2014) in einem Interview die kostbarsten Stücke aus seiner Plakatkunst-Kollektion vor, die sich vor allem auf deutsche Reklameplakate aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg konzentriert. Lagerfeld sammelt seit mehr als vierzig Jahren, ihn fasziniert vor allem „die totale Harmonie zwischen Design und Typographie“. Anders als in Frankreich, wo die Reklame damals oft „frivoler Edelkitsch“ gewesen sei, schätzt er den „gewissen deutschen Esprit“, zu dessen Ästhetik er eine Art innere Verwandtschaft spüre. In seiner Sammlung befinden sich solche Occassionen wie das weltweit einzige Plakat von der deutschen Premiere des Stummfilms „Dr. Caligari“, das Premierenplakat von „Metropolis“, von dem vor kurzem ein Exemplar in San Francisco für 690.000 Dollar versteigert wurde, obwohl es noch nicht einmal von der deutschen Uraufführung stammte, sowie seltene Plakate von Ludwig Hohlwein, Bruno Paul und Louis Oppenheimer aus den Jahren 1906 bis 1912.

Ein lukratives Geschäft für große Galerien bildet inzwischen die Erschließung und Vermarktung der Nachlässe renommierter Künstler, wobei es verschiedene Formen der Betreuung von Künstlernachlässen gibt. Da keine Werkphase hinzukommen kann, die das Vorhandene in den Schatten stellt, konkurrieren global agierende Großgalerien regelrecht um die Nachlässe von Künstlern, die im 20. Jahrhundert prägend waren. Oft werden dabei famose Einnahmen erzielt, denn speziell die zeitgenössische Kunst befindet sich zur Zeit in einer Phase, in der satte Preissteigerungen drin sind. Für den Galeristen wie die Erben des verstorbenen Künstlers liegen die Vorteile hier klar auf der Hand.

Ein weiterer Beitrag beschäftigt sich mit Floridas Kunstszene, in der Aufbruchstimmung, Sammellust und Denkmalpflege Hand in Hand gehen. Jüngster Höhepunkt dieser Entwicklung ist der Neubau des Museums für moderne Kunst in Miami, das neben der boomenden Kunstmesse ein wichtiger Grund dafür ist, daß die Stadt für Künstler aus der ganzen Welt zu einer Attraktion wurde. Nachrichten über Ausstellungen, Messen, Auktionen und Kunsthandel sowie Buchbesprechungen beschließen das 114 Seiten umfassende Heft.

Kontakt: Zeit Kunstverlag, Buceriusstr./Eingang Speersort 1, 20095 Hamburg, Tel.: 040 / 55 55 78 68. Das Einzelheft kostet 11,80 Euro, das Jahresabo 139,30 Euro.

www.weltkunst.de

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