© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/14 / 07. Februar 2014

Martin Gillo sagt voraus, daß 2035 die Deutschen Minderheit im eigenen Land sein werden
Der Prophet
Paul Leonhard

Wer eine große Welle reiten will, der muß nach vorne schauen.“ Der Satz stammt aus dem jüngsten Blogeintrag von Sachsens Ausländerbeauftragtem Martin Gillo. Und wenn dieser nach vorn schaut, dann sind die Prognosen für das deutsche Volk alles andere als gut: „Ab 2035 beginnt ein neues Zeitalter“, hat Gillo schon vor zwei Jahren prophezeit, denn dann, so der CDU-Politiker erwartungsfroh, werden die „Zukunftsdeutschen“, wie er Einwanderer nennt, also die „Menschen mit Migrationshintergrund, die Mehrheit unserer Bevölkerung stellen. Das ist weniger als eine Generation!“

Den 68jährigen freut das. Ja, er wirkt sogar eifrig daran mit, daß diese Prognose in Erfüllung geht – aus eigenem Antrieb und im Parteiauftrag. Denn die Sachsen-Union setzt seit Jahren auf eine verstärkte Anwerbung ausländischer Fachkräfte und eine neue „Willkommenskultur“, zu der ebenso die Einführung von Englisch als Pflichtsprache der Behörden gehört wie die doppelte Staatsbürgerschaft.

Gillo, 1945 in Leipzig geboren und in Niedersachsen aufgewachsen, wurde als Personalchef einer Chipfabrik in Dresden von der CDU angeworben, trat bei, und war von 2002 bis 2004 Wirtschaftsminister im Kabinett Georg Milbradts, danach sicherte die Partei ihn mit einem verläßlichen Wahlkreis im Landtag ab.

2009 erinnerte man sich des studierten Doktors der Philosophie. Sachsen sollte nach dem Willen der CDU-Regierung Einwanderungsland werden und der stille Hinterbänkler als neuer Ausländerbeauftragter die Integration vorantreiben. Und so machte sich Gillo voller Elan daran, die, wie er sagt, „schleichende und unaufhaltsame Bewegung (hin zur) Vielfalt verschiedener Völker, Kulturen und Religionen“ in Deutschland zu fördern.

Jetzt sinnierte er darüber, wie es den „Herkunftsdeutschen“ als künftiger Minderheit ergehen wird: Werden sie von den „Zukunftsdeutschen“ als „geschützte Minderheit zumindest geduldet werden?“ Die kommende Überfremdung hält er für alternativlos, da sich die Deutschen um 35 Prozent pro Generation reduzierten, und er warnt: Wir sollten uns „genau anschauen, wie wir heute mit den Zukunftsdeutschen umgehen. Genauso werden sie dann mit uns umgehen.“

Die Tragik Gillos besteht darin, daß seine Thesen zwei Jahre unbeachtet im Internet schlummerten. Erst jetzt, wo er seinen Abschied von der Politik verkündet hat, schlagen sie Wellen. „War bislang meine Bekanntheit meist moderat“, so werde er jetzt von der „rechten Szene als Symbol der Zukunft entdeckt“, schreibt Gillo verwundert: „Für sie scheine ich das Beispiel für jene Politiker zu sein, die bewußt eine ‘Umvolkung’ Deutschlands, also eine bewußte Überwindung der deutschen Identität, betreiben.“ Wir hätten ihn gerne gefragt, wie er sich selbst sieht, doch zu einem Interview mit dieser Zeitung hatte Martin Gillo nicht den Mut.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen