© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Blick in die Medien
Der Unterschätzte: Markus Lanz
Toni Roidl

Markus Lanz ist ein Phänomen. Als Moderator der Müllsendung RTL-Explosiv blieb er zunächst genauso unauffällig wie als Ablösung für die Schlaftablette Kerner. Selbst daß er in den zu großen Schuhen Gottschalks bei „Wetten daß...?“ von Panne zu Panne stolpert, interessiert nicht viele. Lanz war kaum Aufregung wert. Bis jetzt!

Was hat er verbrochen? Lanz hat es gewagt, die Salonkommunistin Sahra Wagenknecht in seiner Sendung zu unterbrechen. Das ist unhöflich, aber anders sind die platten Phrasen von Politikern oft nicht auszubremsen. Wagenknecht war eingeschnappt, aber auch das hätte kaum jemanden gejuckt.

Der Pöbel der sozialen Netzwerke rottete sich zu einem Mob mit virtuellen Fackeln zusammen.

Der „Medienkritiker“ (ist das ein Ausbildungsberuf?) Stefan Niggemeier schrieb auf seinem Blog eine Generalabrechnung, in welcher er sein Lieblings-Haßobjekt Lanz aggressiv zu desavouieren versuchte. Wäre es nicht Lanz gewesen, hätte Niggemeier keine Notiz genommen.

Es dauerte darob nicht lange, bis sich der Pöbel der sozialen Netzwerke zu einem Mob mit virtuellen Fackeln und Forken zusammenrottete. Der Shitstorm brach los! Die Linkspartei weinte und greinte, sie würde von den Medien diskriminiert. Ausgerechnet. Bizarrer Höhepunkt: Eine Sympathisantin der Linken initiierte eine Petition zur Entlassung von Lanz. Die 54jährige Initiatorin Maren Müller aus Leipzig war bis 2013 Mitglied der Linkspartei.

Lanz’ „tendenziöse Diskussionskultur“ verstoße gegen politische Neutralität wie gegen den Bildungsauftrag des ZDF. Hahaha! Ein guter Witz! Welche politische Neutralität im ZDF? Unterdessen rattert der Zähler der Petitionsunterschriften über die Zweiunderttausender-Marke. Das sind also wohl die wirklich existentiellen Probleme dieser Gesellschaft. Hallo, geht’s noch? Heult doch! Es ging um eine Fernsehsendung! Niemand wurde verletzt!

Wagenknecht hat angekündigt, zukünftig Talkshows im ZDF zu meiden. Immerhin, ist ja auch schon was.

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