© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Autofahrer-Lobbyist mit Extras
ADAC: Nach der Blamage um den „Gelben Engel“ bangt der wirtschaftlich erfolgreiche Automobilclub nun um seinen Vereinsstatus
Henning Hoffgaard

Wäre der ADAC ein Auto, müßte er wohl wegen eines Lackschadens dringend in die Werkstatt. Die Manipulation rund um den Autopreis „Gelber Engel“ hat stark am Image des Verbands gekratzt. Die Tatsache, daß die absoluten Teilnehmerzahlen beim Publikumspreis für das beste Auto nach oben verfälscht wurden, ist sicher unschön.

Wesentlich größere Probleme macht dem knapp 19 Millionen Mitglieder starken Verein allerdings etwas ganz anderes: sein Vereinsstatus. Der ist eigentlich Organisatioen vorbehalten, deren Handeln nicht auf Gewinnstreben ausgerichtet ist. Beim ADAC gibt es daran allerdings Zweifel. Der Verband ist weit mehr als ein Lobbyist für die Interessen der Autofahrer. Der Automobilclub ist vor allem ein wirtschaftliches Erfolgsmodell.

Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Geschäftsbericht 2012 und weisen einen Gesamtumsatz von mehr als 2,4 Milliarden Euro aus. Darin enthalten sind der ADAC e.V, die ADAC Beteiligungs-und Wirtschaftsdienst GmbH sowie die ADAC-Regionalclubs. Insgesamt konnte ein Überschuß von etwa 170 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Besonders die Beteiligungs GmbH verfügt über ein weitverzweigtes Firmengeflecht. Versicherungen, Autovermietung, ein Verlag, ein Reiseveranstalter, Luftfahrttechnik und Finanzprodukte.

Auf derselben Stufe wie ein Sportverein

Bei den meisten Firmen steht allerdings „ADAC“ bereits im Firmennamen. Zudem werden die Beteiligungen transparent auf der Internetseite offengelegt, und die angebotenen Dienstleistungen kommen den ADAC-Mitgliedern zugute. Ein Geheimnis hat der ADAC aus seiner Struktur nie gemacht. Gewinn erzielt er damit dennoch. Nach Angaben des Bundesjustizministeriums muß ein „Idealverein“ jedoch einen „gemeinschaftlichen ideellen Zweck“ verfolgen. Eine auf „wirtschaftliche Betätigung und damit auf Gewinnerzielung ausgerichtete“ Tätigkeit ist untersagt. Und doch gibt es einen gewissen Spielraum.

So heißt es auf der Internetseite des Justizministeriums: „Ein Sportverein bleibt auch dann ein Idealverein, wenn er in seinem Vereinsheim ein Restaurant führt. Hier ist die wirtschaftliche Betätigung nämlich nur ein untergeordneter Nebenzweck – Hauptzweck bleibt die Förderung des Sports.“ Alles also eine Frage der Auslegung. Vor dieser Aufgabe steht nun das Amtsgericht München.

Dort wird gerade ein Antrag geprüft, ob der ADAC seinen Vereinsstatus behalten kann. Der Automobilverband zeigte sich überrascht über den Vorgang: „Der ADAC ist dem Gericht seit vielen Jahrzehnten bekannt“, sagte ein Sprecher. Bisher habe es jedoch nie Beanstandungen gegeben. Sollte der ADAC seinen Status als Verein verlieren, wären alle Steuervorteile verloren. Im Gegensatz zum Skandal um den „Gelben Engel“ wäre das dann ein Totalschaden.

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