© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/14 / 31. Januar 2014

Lesereinspruch

Keine Tradition

Zu: „Kiel tilgt Hindenburgufer“ von Hans-Joachim von Leesen (JF 5/14)

Ich begrüße die Abschaffung des Namens „Hindenburgufer“ für die bekannte Kieler Fördeuferstrecke, welcher mich schon als (Korporations-)Student störte. Herr von Leesen übersieht geflissentlich Zeitpunkt und Umstände der Umbenennung dieser Prachtpromenade, die zur Zeit der kaiserlichen Marine ganz zivil „Strandweg“ hieß. Die Umbenennung in „Hindenburgufer“ erfolgte dann 1933 durch die Nationalsozialisten und eindeutig als ideelles „Dankeschön“ an den neuen Namenspatron für dessen Ernennung Hitlers zum Reichskanzler; das Bild vom „Steigbügelhalter Hitlers“ ist hier das denkbar passendste.

Allerdings überzeugt die traditionswidrige Neubenennung in „Kiellinie“ auch nicht. Dabei haben die fanatischen Militärfeinde von der Rot-Grün-Front nämlich offenkundig nicht bemerkt, daß der neue Name ein alter, inzwischen allerdings überholter Seekriegsbegriff ist.

„Kiellinie“ war die übliche Marsch- und Gefechtsformation der Linienschiffzeit. Aber: Unwissenheit gehört nun mal zu den Sozialisten aller Farben wie der Apfel zum Pferd.

F. Henning Streu, Bremen

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