© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/14 / 24. Januar 2014

Umwelt
Radioaktiver Reagan
Heiko Urbanzyk

Insgesamt über 70 junge Seeleute der USS Ronald Reagan erkrankten an Hoden- und Blutkrebs sowie weiteren typischen Strahlenkrankheiten. Sie klagen deswegen in Kalifornien gegen das Energieunternehmen Tepco. Die über 5.000 Mann starke Besatzung des Flugzeugträgers half im März 2011 im Rahmen der Operation Tomodachi vor Japans Küste. Das Land war soeben durch den Tsunami getroffen worden.

Die Seeleute flogen pausenlos Hubschraubereinsätze, zogen Menschen aus dem Wasser. Zur selben Zeit liefen vor Fukushima täglich etwa 400 Tonnen nuklear verseuchte Brühe in den Nord-Pazifik. Die Marinesoldaten, so berichtete die New York Post Ende Dezember, hätten davon nichts gewußt, als eisige Pazifikluft das Flugdeck der USS Ronald Reagan mit nuklearem Schnee eindeckte. Tepco habe als Eigentümer des havarierten Atommeilers Fukushima Daiichi das wahre Ausmaß des GAU damals verschwiegen, so der Vorwurf.

Nuklear verseuchtes Wasser wurde wochenlang zum Duschen und Zähneputzen benutzt.

Laut Anklage soll die Strahlenbelastung in der Luft zeitweise das 300fache des Zulässigen überschritten haben. Nuklear verseuchtes Wasser sei über die Entsalzungsanlage in den Wasserkreislauf an Bord gelangt. Es wurde wochenlang zum Duschen und Zähneputzen benutzt, sogar getrunken. Das Schiff durfte infolge der Kontamination weder in Südkorea noch in Japan oder auf der Insel Guam – immerhin US-Territorium – einlaufen.

Es trieb zehn Wochen ziellos auf offener See, bis sich Thailand erbarmte. Sogar die US-Marine dementiert die Strahlenbelastung. Dabei können laut der „Feres-Doktrin“ das Verteidigungsministerium und die USA nicht einmal wegen Einsatzschäden verklagt werden. Die USA gingen jedoch nie zimperlich mit ihren Soldaten um, ehren dafür ihre Gefallenen wie keine zweite Nation. Selbst wenn niemand die Gefahr kannte: Ob man den Soldaten bei Mehrwissen wirklich den Einsatz erspart hätte?

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