© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/14 / 24. Januar 2014

Blanker Haß gegen Korporierte
Wien: Linke Agitation und Gewaltaufrufe überschatten den Akademikerball in der Hofburg
Jan Ackermeier

Bereits zum zweiten Mal findet der Akademikerball der Wiener FPÖ in den ehrwürdigen Räumen der Hofburg statt und sorgt auch in diesem Jahr für Aufregung im Vorfeld der Veranstaltung. Linke Gruppierungen von der Sozialistischen Jugend – der Jugendorganisation der SPÖ – bis zum Mauthausen Komitee mobilisieren nach Kräften, um gegen den Ball am 24. Januar zu demonstrieren.

Dabei geht es nicht nur um gewaltlosen Protest, sondern auch um gewollte Eskalation, wie die Ereignisse rund um die Gegendemonstrationen gegen den ersten Akademikerball im Jahr 2013 zeigten: Ein Dutzend Festnahmen, mehrere Verletzte und ein Bombenfund hielten die Polizei damals in Atem. Auch in diesem Jahr werben die Organisatoren der Proteste mit dem vielsagenden Satz: „Unseren Haß den könnt ihr haben!“

Vor diesem Hintergrund beurteilt der österreichische Verfassungsschutz den Ball der Wiener FPÖ im aktuellen Verfassungsschutzbericht als zentrales Mobilisierungsereignis für die gewaltbereite linksextreme Szene, denn nicht nur aus Österreich, sondern auch aus Deutschland werden Demo-Touristen erwartet: Man rechnet mit bis zu 4.000 Gegendemonstranten. Entsprechend groß fällt das Polizeiaufgebot aus: 600 Beamte aus allen Bundesländern sollen für die Absicherung des Balls sorgen.

Nachdem es Gegendemonstranten 2013 gelang, die einzige freigehaltene Zufahrt zur Hofburg zu blockieren und dabei Taxen zu beschädigen, Ballgäste zu belästigen sowie mit Farbbeuteln zu bewerfen, versprach Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl, daß die Polizei alles tun werde, um die Pannen des letzten Jahres auszubügeln.

Bei Störaktionen oder Tätlichkeiten kenne die Polizei daher kein Pardon: „In einer Demokratie kann und darf es nicht hingenommen werden, daß Menschen, die eine erlaubte Abendveranstaltung besuchen wollen, von Andersdenkenden auf dem Weg dorthin gehindert, belästigt oder gar verletzt werden“, erklärt Polizeisprecherin Michaela Rossmann.

Rund um den Akademikerball wird die Polizei deshalb unter anderem Filmaufnahmen machen. Auch Platzverbote wird es geben, diese werden aber erst im Vorfeld der zwei angekündigten Demonstrationen angekündigt. Zusätzlich appelliert die Polizei an die Vernunft der Demonstranten: „Durch rechtsstaatliche Reife und Verzicht auf Gewalt kann jeder dazu beizutragen, daß die Polizei diese Aufgabe ohne Anordnung von Zwangsmaßnahmen erfüllen kann.“

Bereits seit 2009 sorgt der Ball der national-freiheitlichen Studentenverbindungen für linke Proteste. Von 1952 bis 2012 wurde der Ball als „WKR-Ball“ durch den Wiener Korporationsring (WKR) als Zusammenschluß aller national-freiheitlichen Studentenverbindungen in Wien veranstaltet. Der WKR wurde nach dem Ball 2012 aus der Hofburg ausgeladen. Eines der Argumente war, daß der Ball im Jahr 2012 absichtlich am 27. Januar, dem Gedenktag zur Befreiung des KZ Auschwitz stattfände und „die Burschenschafter auf den Gräbern der Holocaustopfer“ tanzen würden. Der Hinweis, daß der Ballkalender der Hofburg keinen anderen Termin zuließ, wurde ignoriert.

Nach der Ausladung des WKR aus der Hofburg übernahm die Wiener FPÖ als Veranstalterin den Ball und sorgte damit für ein Fortbestehen der traditionsreichen Veranstaltung der Verbindungsstudenten.

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