© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/14 / 24. Januar 2014

Grüße aus Madrid
Knüppel aus dem Sack
Michael Ludwig

Einen Spanier davon zu überzeugen, daß er unrecht haben könnte, ist nahezu eine Sisyphus-Aufgabe. Das Beharren darauf, stets im Recht zu sein, führt mitunter zu bizarren Situationen. Kürzlich war es in Madrid wieder einmal soweit. Im Stadtzentrum kam es zu Krawallen anarchistischer Jugendlicher – Feuerwehr und Polizei rückten an, um brennende Abfalleimer zu löschen und die in Gewalt ausartende Demonstration zu beenden. So weit, so schlecht – doch dann kamen sich die beiden Ordnungskräfte selbst in die Haare.

Nach Angaben der Feuerwehrmänner war man gerade mit Löscharbeiten beschäftigt, als die Polizei in barschem Ton den Befehl gab, das Feld zu räumen. Als man diesem nicht sofort nachkam, sei man von den Ordnungshütern bedrängt worden. Das Ergebnis: der Kopfstoß eines Polizisten gegen einen „Bombero“.

Nun stehen sich Madrids Feuerwehr und Polizei unversöhnlich gegenüber.

Die Policia Nacional schildert den Vorfall ganz anders. Sie habe die Feuerwehr gebeten, einen Schlauch wegzuschaffen, denn sie müsse mit Einsatzwagen bedrängten Kollegen zu Hilfe kommen. Dieses Ersuchen sei seitens der Feuerwehr torpediert worden. Die Folge: ein Handgemenge, das mit der Festnahme des Feuerwehrmannes Santiago de la Fuente geendet habe. Er sei es gewesen, der einen Polizisten mit dem Kopf niedergestreckt habe.

Nun stehen sich die beiden Lager unversöhnlich gegenüber, und in diesem Fall geht es um Grundsätzliches, nämlich um die Frage, wer hat an einem Einsatzort wie dem in der Madrider Innenstadt das Sagen. „In einer Zone, in der Feuerwehrleute arbeiten, sind sie es, die Kompetenz und Autorität besitzen. Wenn es einen Brand gibt, entscheidet die Feuerwehr über die Rettung von Hab und Gut und Menschen, einschließlich der Polizisten“, betonte Ruben Gallego, Sprecher der Gewerkschaft CCOO. Um den in Haft sitzenden Kollegen moralisch zu unterstützen, ließ die Feuerwehr im ganzen Land die Sirenen heulen. Die Polizeigewerkschaften und das Innenministerium stellten sich naturgemäß auf die Seite der Policia Nacional.

Der ungelöste Konflikt droht in dieser Frage die Regierungspartei Partido Popular (PP) zu spalten. In einer Stellungnahme nannte die Madrider Abgeordnete Cristina Cifuentes die Festsetzung von Santiago de la Fuente „logisch“, während die regierende Bürgermeisterin Ana Botella (ebenfalls PP) den „Bomberos“ ihre uneingeschränkte Unterstützung versprach.

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