© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/14 / 17. Januar 2014

Haltungsnote
Die Furcht des Helden
Thorsten Brückner

Ein altes englisches Sprichtwort besagt, daß ein Held jemand ist, der Furcht davor hat wegzulaufen. Diese Furcht muß es gewesen sein, die den 15jährigen Aitzaz Hassan über sich hat hinauswachsen lassen. Als ein Selbstmordattentäter der sunnitischen Terrororganisation Lashkar-e-Jhangvi auf dem Gelände seiner Schule in NordwestPakistan auftauchte, rannten seine Kameraden um ihr Leben. Einzig Aitzaz blieb und stellte sich dem Terroristen in den Weg. Fast 2.000 Schülern, die sich zu dem Zeitpunkt auf dem Gelände befanden, rettete er damit das Leben. Für seinen Mut zahlte er den höchsten Preis. Noch im Krankenhaus erlag er seinen schweren Verletzungen. „Mein Sohn hat seine Mutter zum Weinen gebracht, aber er hat Hunderte von Müttern davor bewahrt, um ihre Kinder zu weinen“, sagte der Vater des Getöteten der pakistanischen Zeitung Express Tribune. Nachdem die sunnitische Regierung in Islamabad zunächst tagelang zum Tod des schiitischen Jungen geschwiegen hatte, bevor sie am Wochenende ankündigte, Aitzaz für seine Heldentat postum mit einem Orden auszuzeichnen, geht die Regierung seiner Heimatprovinz noch weiter: In Kürze sollen Aitzaz’ Schule und ein neugebautes Stadion seinen Namen tragen. Ehre, wem Ehre gebührt.

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