© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Konstrukte gesellschaftlicher Privilegierung: Weiße Frauen und der Rassismus
Rassistinnen durch Selbstmarkierung
(wk)

Das „wissenspolitische Projekt“ der „Critical Whiteness Studies“ hat nun auch die Aufmerksamkeit der Feministinnen gefunden, denn immerhin habe Weißsein „nichts mit Hautfarbe oder anderen körperlichen Merkmalen zu tun, sondern allein mit gesellschaftlichen Privilegien“ – ganz so wie die Männer sie genießen. Dabei stößt sich die Berliner Juniorprofessorin für „Diversity Politics“ Ina Kerner allerdings an der Art und Weise, wie die deutschen Mainstreamfeministinnen auf das Bewußtwerden ihres Weißseins reagieren, nämlich mit hektischer „Selbstmarkierung“ und dem Versuch des Verzichts auf weiße Privilegien. Doch dieser „Blick auf die personale Dimension von Rassismus“ führe die Protagonistinnen systematisch in die Irre: „Indem sie strukturelle und individuelle Aspekte von Rassismus analytisch vermengten, schrieben sich weiße Feministinnen (...) eine unmittelbare Handlungsmacht über gesellschaftliche Prozesse zu, die sie de facto gar nicht besaßen; das aus dieser Selbstzuschreibung resultierende Schuldgefühl wiederum versuchten sie durch Aktivismus im unmittelbaren Nahbereich zu bekämpfen“ (Feministische Studien, 2/2013). Mit anderen Worten: Frauen können keinesfalls für den Rassismus in der Gesellschaft verantwortlich sein, was den Kreis der „Schuldigen“ natürlich erheblich einengt.

www.feministische-studien.de

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen