© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Blick in die Medien
Femen und das große Paparazzi-Geschäft
Toni Roidl

Am ersten Weihnachtsfeiertag riß sich die Philosophiestudentin Josephine Markmann (alias Josephine Witt) während des Hochamtes im Kölner Dom die Kleider vom Leib. Das barbusige Gehampel sollte eine Protestaktion der politischen Gruppierung „Femen“ sein.

Teil der Inszenierung waren verschiedene Medien, ohne die der Auftritt wohl gar nicht stattgefunden hätte. Der Fotograf Udo Gottschalk vom Kölner Express war nicht zufällig mit professioneller Ausrüstung in der Messe. Er fotografierte die Frau bereits, als sie noch verhüllt in der Kirchenbank saß.

„Wir konnten es aber noch gut international verkaufen – in die USA und nach Südamerika.“

Gottschalk war nicht der einzige Fotograf vor Ort: Die dpa-Fotografin Elke Lehrenkrauss war ebenfalls dort, und auch ein Kameramann der Paparazzi-Agentur „Hans Paul Media“ hatte den Finger am Auslöser. Er war „aus dem Umfeld der jungen Frau“ informiert worden und hoffte auf exklusive Bilder.

Als Markmann aufsprang und zum Altar stürmte, hielt der Mitarbeiter des „Promi-Jägers von Hollywood“ drauf. Doch die besseren Bilder gelangen dem Express – der in dem mit Markmanns Brüsten illustrierten Artikel scheinheilig schrieb: „So mißbrauchen Aktivisten unseren Dom.“

Doch nun ist Ober-Paparazzo Hans Paul sauer. Er hatte auf Exklusivität gehofft. Jetzt klagt er: „Leider kam unserem Paparazzo in Köln der Express in die Quere. Dadurch entstand ein Verlust von mindestens hunderttausend Euro.“ Immerhin tröstlich für die Regenbogenknipser: „ Wir konnten es aber noch gut international verkaufen, wie an die englische Sun und auch in die USA und Südamerika.“ Für Femen war die Aktion dagegen auch ein PR-Mißerfolg. Die Pressekommentare fielen eindeutig negativ aus.

Für den Express-Fotografen hat die Sache möglicherweise ein Nachspiel wegen Beihilfe zur Störung der Religionsausübung. Wer die Zeitung informiert hat, will die Chefredaktion wegen „Informantenschutz“ nicht sagen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen