© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/14 / 10. Januar 2014

Griechische „Drohungen“ gegen Deutschland
Bis zum Halse
Moritz Schwarz

Für Schlagzeilen sorgte diese Woche das Interview der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Griechenlands Vize-Regierungschef Evangelos Venizelos. Dieser „drohe“ den Euro-Rettern „kaum verhohlen“, meldete etwa Spiegel Online. Natürlich richten sich Venizelos Worte vor allem an Deutschland, das hinter der Euro-Rettung steht. Und doch kann von „drohen“ keine Rede sein. Venizelos steht selbst das Wasser bis zum Halse. Zwar fordert der Pasok-Politiker, etwa die Troika unter Aufsicht des EU-Parlaments zu stellen – und damit deutschem Einfluß zu entziehen –, zudem längere Zahlungsfristen für Kredite und eine Senkung der Zinssätze für Schulden zu gewähren. Aber seine angebliche Drohung besteht lediglich darin, daß er sonst für nichts garantieren, weil abgewählt werden könnte. Und tatsächlich halten Beobachter eine Pulverisierung seiner Sozialisten bei der Europawahl im Mai für möglich. Also keine Drohung, sondern eine Warnung.

Zugespitzte Pressemeldungen ebenso wie das „Erpressung!“-Geraune auf Brüsseler Fluren ob des Interviews, verschleiern, daß mit der Euro-Rettung ein Mechanismus ausgelöst worden ist, der griechischen Politikern gar nichts anderes erlaubt, als solche Forderungen zu stellen, wenn sie überleben wollen. Nicht die Griechen sind dreist, sondern jene Euro-Retter, die Griechen und Deutsche in eine Lage manövriert haben, in der sich ihre Interessen derartig widersprechen.

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