© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/14 / 03. Januar 2014

Umwelt
Feuchte Gebiete
Heiko Urbanzyk

Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages helfen nicht nur bei Fragen zum EU-Recht oder dem Schattenbankensystem. Auch die „Klimawirkung der Moore“ wird den Abgeordneten erläutert, denn die „Möglichkeit des Agrarsektors, Treibhausgase zu reduzieren, wird häufig übersehen“. Daß sich nun mancher angesichts des medialen Dauerfeuers zu Klimabilanz und CO2 gelangweilt abwendet, ist verständlich. Doch unsere Moore könnten mehr zum Klimaschutz beitragen als alle EU-Ökodesignverordnungen für Fernseher, Lampen oder Staubsauger zusammen. Moore machen zwar nur vier Prozent der deutschen Bodenfläche aus, speichern darin jedoch ebensoviel Kohlenstoff wie die Wälder, welche 30 Prozent Deutschlands bedecken. Obwohl Moore nur sechs Prozent der Landwirtschaftsfläche ausmachten, würden sie 57 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamtemissionen verantworten, klären die Wissenschaftler auf.

Die „Wiedervernässung noch nicht irreversibel geschädigter Moore“ sei eine kostengünstige Möglichkeit für den Klimaschutz. Die im Trockenzustand genutzten Moore seien hingegen wahre „Kohlenstoffbomben“. Zudem würden sie das sehr klimarelevante Distickstoffmonoxid (N2O) sowie den Klimakiller Methan austoßen. 95 Prozent aller Moore seien allerdings geschädigt. Eine Renaturierung sei möglich, aber aufwendig. Doch auch ohne Klimagerede sind intakte Moore für das Ökosystem eine Wohltat. Hohe biologische Vielfalt und die Verbesserung der Wasserqualität sprechen für sie. Hinzu kommt, daß sich über 200 verwertbare Pflanzenarten in wiedervernäßten Mooren anbauen lassen. Warum also nicht? In Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg laufen bereits Projekte zur Renaturierung. Das läßt hoffen – nicht nur fürs Weltklima.

bundestag.de

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