© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/14 / 03. Januar 2014

Frisch gepresst

Selbstbestimmung. Welche gewaltige Sprengkraft das vor knapp 100 Jahren durch US-Präsident Woodrow Wilson in den Katalog völkerrechtlicher Spielregeln eingeführte „Selbstbestimmungsrecht“ birgt, daran erinnerte die Auflösung Jugoslawiens in den neunziger Jahren. Auch für Deutschland dürfte sich das Thema keineswegs erledigt haben, obwohl die politische Klasse und das Gros ihrer kosmopolitisch getrimmten Zuträger aus der Staats-und Völkerrechtswissenschaft es mit Blick auf den angestrebten europäischen Bundesstaat gern hinter sich lassen möchte. Was schwerfallen dürfte, da – wie Dietrich Murswiek in der von ihm mitherausgegebenen „Problemschau“ in Sachen Selbstbestimmung betont – das Prinzip durch die staatliche Neuordnung Mittel- und Osteuropas neuen Auftrieb erhalten habe. Allerdings berücksichtigt auch Murswiek wie die meisten seiner Beiträger schon Brüsseler Vorgaben, da sie Eigenstaatlichkeit nur dann als notwendige Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts zugestehen, wenn in supranationalen Gebilden ein „Mindestmaß“ an Autonomie nicht mehr gewährleistet sei. (dg)

Gilbert H. Gornig u. a. (Hrsg.): Das Selbstbestimmungsrecht der Völker – eine Problemschau. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2013, broschiert, 206 Seiten, 78,90 Euro

 

Jahrbuch der Verbrechen. Als Spin-off wird in der US-Filmindustrie ein Ableger einer beliebten Serie bezeichnet. Daß Schriftsteller Spin-offs ihrer eigenen Periodika herausbringen, ist eher selten. Als Trendsetzer betätigt sich Gerhard Wisnewski, der jetzt einen Jahresrückblick über die spektakulärsten Kriminalfälle von 2013 veröffentlicht hat. Das Ganze ist ein Ableger seiner Erfolgsserie „Verheimlicht, vertuscht, vergessen“, dem Jahresrückblick der besonderen Art. Darin hinterfragt der Autor Jahr für Jahr eine Auswahl von Geschichten der Mainstreammedien. In der neuen Reihe „Ungeklärt, unheimlich, unfaßbar“ widmet er sich aussschließlich den Kriminalfällen. Den Anfang macht der spektakuläre Tunnelraub in Berlin, bei dem 309 Bankkunden um den Inhalt ihrer Schließfächer erleichtert worden sind. Er entlarvt die Unfähigkeit von Polizei und Wachdienst sowie die Kaltschnäuzigkeit der Bank, die keinen nennenswerten Verlust dabei erlitten hat. Weitere Kapitel befassen sich mit dem NSU, dem Attentat von Boston und dem Fall Mollath. Das Buch ist so spannend, daß man es nicht aus der Hand legen mag. (rg)

Gerhard Wisnewski: Ungeklärt, unheimlich, unfaßbar: Die spektakulärsten Kriminalfälle 2013. Verlag Droe-mer Knaur, München 2013, broschiert, 336 Seiten, 7,99 Euro

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