© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  02/14 / 03. Januar 2014

Zeitschriftenkritik: Nemo
Technik, die die Welt verändert
Werner Olles

Die rasante technologische Entwicklung der letzten Jahrzehnte, vom Privatfernsehen per Satellitenschüssel über den Walkman, die E-Post und das Mobiltelefon bis hin zum endgültigen Übergang von der analogen in die digitale Welt, brachte es mit sich, daß sich am Zeitschriftenmarkt eine Reihe von Magazinen etablierten, die die großen Technikgeschichten und die Emotionen, die sich mit ihnen verbinden, ihren Lesern nahebringen. Zu den Neuerscheinungen auf diesem Gebiet gehört Nemo (Untertitel: „Technik. Damals. Heute“) aus dem Hause Burda, die ab 2014 vierteljährlich erscheint. Chefredakteur Josef Reitberger erinnert im Editorial der ersten Ausgabe (1/2014) nicht nur an Unternehmen wie Apple und Google, die in Garagen anfingen und heute die Welt beherrschen, sondern in einer persönlichen Rückschau auch an die siebziger, achtziger und neunziger Jahre, an den ersten Farbfernseher, den eigenen Commodore 64 und das legendäre und fast unbedienbare Motorola Timeport Mobiltelefon. Tatsächlich verbinden sich mit all diesen Dingen, die heute zum größten Teil schon Geschichte sind, unzählige Erinnerungen, Personen, Erlebnisse und natürlich auch ein besonderes Lebensgefühl. Nemo möchte jedoch jenseits nostalgischer Erinnerungen ebenfalls dazu beitragen, den Blick auf die Gegenwart und die Zukunft zu schärfen und „mit fundierter Recherche und einer Themenpalette, die kein anderes Magazin bietet“, neue Produkte und visionäre Macher vorzustellen, die heute in der Welt der Technik maßgebend sind.

Zur Technik-Geschichte zählt indessen die Polaroid-Kamera, die im April 1972 auf einer Produktpräsentation erstmals Fachleuten und dann der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In weniger als zehn Sekunden schießt sie fünf Bilder, und alle Fotos werden sofort ausgespuckt. Ihr Erfinder Edwin H. Land beeindruckt die anwesenden Aktionäre, Mitarbeiter und Journalisten mit seiner Polaroid SX 70 Land Camera, die sehr rasch zum absoluten Verkaufshit wird. Den Wechsel zur Digitalfotografie bekommt Land, der 1991 stirbt, nicht mehr mit, doch seine Firma meistert auch die neue technische Herausforderung, allerdings können ihre Digitalkameras mit der Konkurrenz aus Fernost nicht mithalten, und so geht Polaroid 2001 in die Insolvenz. Inzwischen ist es jedoch wieder im Geschäft, bietet einen Fotodienst, aber auch Tablets und Digitalkameras an, die sogar zum Teil über eine auf einer neueren Technik basierende Sofortbildfunktion verfügen.

Das Titelthema „Als die Lieder laufen lernten“ beschäftigt sich mit der „Generation Walkman“, die Anfang 1980 im Fahrwasser der Rap-Bewegung und der wachsenden Ghettoisierung der schwarzen Großstadtjugend mit ihren monströsen Ghettoblastern aufkam. In Europa zunächst mißtrauisch beäugt, war der Siegeszug des Walkman jedoch nicht aufzuhalten, ein neuer Markt wurde geschaffen, und auf dem Höhepunkt der „Walkmania“ konnte man zwischen 600 Modellen wählen.

Kontakt: CHIP Communications GmbH. St.-Martin-Str. 60, 81541 München. Das Einzelheft kostet 3,80 Euro.

www.chip-kiosk.de

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