© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/13 / 13. Dezember 2013 u. 01/14 / 20. Dezember 2013

Knapp daneben
Im deutschen Luftraum dräut die Drohne
Karl Heinzen

Wenn in zehn Jahren in der Adventszeit die Hausschelle läutet, wird man nicht mehr befürchten müssen, daß draußen ein Kurierfahrer oder Postbote wartet, der die Stimmung dieser Tage ausnutzen möchte, um sich ein Almosen zu ergattern. Statt dessen wird eine freundliche Drohne die Sendung einfach nur aushändigen und sich, ausgerüstet mit moderner Sprachsoftware, dabei in einer Weise verständlich machen, die keinen Migrationshintergrund erkennen läßt. Menschen mit Herz dürfen ihr natürlich wie ihrem Vorgänger aus Fleisch und Blut einen Weihnachtsobolus zustecken.

Ist die Technologie auch noch nicht ganz ausgereift, setzen Amazon und die Deutsche Post doch alles daran, daß diese Vision Wirklichkeit wird. Mit seinem „Octocopter“ will der weltweit größte Online-Versandhändler den Service „Prime Air“ anbieten, bei dem das Fluggerät Waren mit einem Gewicht von bis zu 2,5 Kilogramm über eine Distanz von etwa 16 Kilometer innerhalb von 30 Minuten zustellt.

Der „Paketkopter“ der Post ist hier noch etwas im Hintertreffen. Er kann momentan nur 1,2 Kilogramm tragen und brachte es in einem Versuch am Konzernsitz in Bonn auf eine Reichweite von 2,7 Kilometer. Es gilt aber nicht nur, die Technik weiter zu optimieren. Auch geeignete rechtliche Rahmenbedingungen müssen erst geschaffen werden. Derzeit darf eine Drohne im deutschen Luftraum keinen programmierten Weg fliegen, sondern muß von einem Piloten vom Boden aus auf Sichtkontakt gesteuert werden. So lassen sich leider keine Arbeitsplätze sparen.

Es ist sicher zu begrüßen, daß man darüber nachdenkt, Drohnen auch für friedfertige Zwecke zu nutzen, da auf diese Weise die in Deutschland verpönte Technologie ein wenig entdämonisiert wird. Allerdings darf dabei nicht aus den Augen verloren werden, was ihre eigentliche Aufgabe sein sollte. Drohnen haben das Potential, einen wesentlichen Beitrag zur Kontrolle und damit Sicherheit der Bürger zu leisten. Gerade dann, wenn der Staat im Cyberraum zum Rückzug gezwungen werden sollte, könnte die Überwachung aus der Luft eine gleichwertige Alternative sein. Mißfelder (rechts) und sein Stellvertreter Benedict Pöttering

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