© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  52/13 / 13. Dezember 2013 u. 01/14 / 20. Dezember 2013

DVD: Lovelace
Lug und Betrug
Werner Olles

Deep Throat“ (1972) gilt bis heute nicht nur als „Pate aller Pornofilme“, sondern gemessen an seinen Produktionskosten als einer der kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Dies verdankt er allein seiner Hauptdarstellerin Linda Lovelace, einer jungen Frau, die nur diesen einen Film drehte, für den sie mit 1.250 Dollar abgespeist wurde. Anschließend trennte sie sich von ihrem gewalttätigen Ehemann, Manager und Zuhälter Chuck Traynor und zog sich völlig von der Porno-Szene zurück.

Ein paar Jahre später erschien ihr Buch „Ordeal“ (dt. „Linda Lovelace – Ich packe aus“), eine fulminante Abrechnung mit der Porno-Industrie. Darin schildert sie freimütig, wie sie als streng religiös erzogenes Mädchen ihren ersten Mann kennenlernte, der ihren Wunsch, Schauspielerin zu werden, hemmungslos ausbeutete und sie mit brutaler Gewalt gefügig machte.

Nach ihrer Abkehr wurde aus der „Ikone der sexuellen Revolution“, zu der sie die Werbung stilisiert hatte, eine Leitfigur der amerikanischen Anti-Pornographie-Bewegung und eine Fürsprecherin der Feministinnenbewegung. 2002 starb sie im Alter von 53 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Der Film „Lovelace“ (2013) erzählt vom Aufstieg und Fall der Hauptdarstellerin des legendären Pornofilms „Deep Throat“, mit dem Linda Lovelace (Amanda Seyfried) berühmt wurde. Die düstere Seite dieses merkwürdigen Ruhm konnten und wollten damals nur wenige sehen. Erst als sie 1980 ihre erschütternde Lebensgeschichte offenbarte, wurde an ihrem Beispiel sichtbar, wie sehr die im Gefolge der Achtundsechziger entstandene „sexuelle Revolution“ aus Lug und Betrug bestand.

Der Film der beiden Oscar-Preisträger Rob Epstein und Jeffrey Friedman beschreibt den Strudel aus Sex, Drogen und Gewalt, in den die naive Linda gerät, manchmal hart an der Grenze des Erträglichen. Er zeigt die hemmungslose Kommerzialisierung der von Anfang an in die Hände diverser Industrien geratenen „sexuellen Revolution“, die zahllose zerstörte Existenzen hinterließ. „Lovelace“ läßt den Zuschauer gleichermaßen nachdenklich und schockiert mit der Frage zurück, warum so viele diesen großangelegten Betrug damals nicht durchschauten oder gar heute noch davon fasziniert sind.

DVD: Lovelace. Planet Media Home Entertainment/Eastside, 2013. Laufzeit etwa 89 Minuten

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