© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Zionismus und Konservative Revolution: Abstammung als Weltanschauung
Gemeinsamer Volksbegriff
(wm)

Im November 1922, kurz nach dem „Marsch auf Rom“, gestand der moderate Zionist Robert Weltsch seinem Freund Hans Kohn, dem späteren Biographen Martin Bubers, seine Bewunderung für die völkische Bewegung. Sie sei das einzige, was ihm in Deutschland noch imponiere. Für den Ideenhistoriker Stefan Vogt sei dieses Bekenntnis wenig überraschend, wie er in seiner Studie über „Vertraute Feinde. Zionisten und Konservative Revolutionäre in der Weimarer Republik“ (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 9/2013) ausführt. Denn die weltanschauliche Nähe habe sich aus dem Verständnis der Nation als Abstammungsgemeinschaft ergeben. Zudem hätten beide Seiten die essentielle biologische und kulturelle Differenz zwischen Juden und Deutschen als Tatsache akzeptiert. Das erkläre auch ein gewisses zionistisches Verständnis für den „Antisemitismus als normale Reaktion“ auf die „jüdische Sonderart“, unüberbrückbare Grenzen hätten nur gegenüber der NSDAP bestanden. Gemeinsam sei auch die Ablehnung der „liberalen Ideologie der Assimilation“, der die Zionisten den Verlust nationaler Identität anlasteten. Allerdings implizierte der zionistische Volksbegriff nicht die Abwertung anderer Völker, die Vogt der deutschen Volkstheorie unterstellt. Für die Zionisten sei die Nation kein absoluter Wert gewesen, sondern eine Zwischenstufe auf dem Weg zu universalistischen Zielen. (wm)

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