© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  51/13 / 13. Dezember 2013

Grüße aus Prag
Fern dem Rummel
Maria Pesekova

Weiß wie eine Perle sind die Tage in Prag im Dezember. Weiß aufgrund der Wolken und der Nebel, die die Türme aller Kirchen decken. Hoch in den Himmel ragen die Türme von Stift Breunau (Břevnov), dem ältesten Männerkloster in Böhmen. Die Benediktiner Erzabtei liegt unweit vom Prager Zentrum, ist aber entfernt genug von den großen Touristenströmen.

Das Stift wurde von mehr als 1.000 Jahren vom Heiligen Adalbert, dem ersten Bischof von Prag, und dem Fürsten Boleslav II. gegründet. Im Laufe der wechselvollen Geschichte des Stiftes mußten Benediktiner manches schwere Kreuz tragen. Vor allem der Hussitensturm im 15. Jahrhundert setzte dem Kloster zu. Über mehr als zwei Jahrhunderte lebten die Mönche in provisorisch hergerichtenen Gemäuern. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts wurde damit begonnen, Kirche und Kloster in noch größerer Pracht wiederzuerrichten. Die Barockgestaltung hat das Kloster vor allem den Künstlern und Baumeistern Christoph und Kilian Ignaz Dien-tzenhofer, die zwischen 1724 und 1748 wirkten, zu verdanken.

Nur etwa ein Dutzend Benediktiner leben heute noch in Breunauer Kommunität.

Eine schwierige Zeit und Prüfung des Glaubens erlebten die Mönche in den fünfziger Jahren, als Mönche und Stift, so wie auch alle anderen Klöster in der damaligen Tschechoslowakei, von den Kommunisten unterdrückt und enteignet wurden. Abt Anastaz Opasek wurde 1950 in einem Schauprozeß zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Stiftsgebäude dienten als Militärdepot und verfielen.

Nach der Wende begannen die Mönche das klösterliche Leben neu. Auch wenn der lange schwarze Habit mit Kapuze, einem Ledergürtel und breiten Ärmeln nicht mehr viele Interessenten anzieht.

Nur etwa ein Dutzend Benediktiner leben heute in Breunauer Kommunität. Sie zelebrieren in der Adventszeit noch vor der Morgendämmerung die Rorate-Messen. Rorate, coeli desuper oder „Tauet, Himmel, von oben,“ heißt es in einem Zwischengesang der Liturgie, die bis zu den Zeiten von Karl IV. reicht.

Wer in der Adventszeit nach Prag kommt, sollte sich nicht nur von der lauten Werbung und den künstlichen Lichtern der Einkaufszentren blenden lassen. Nur einige Schritte davon entfernt findet man einen Ort der Besinnung. Im Rahmen einer Führung können dann die romanische Krypta aus dem 11. Jahrhundert, die Stiftskirche oder die Prälatur besichtigt werden. Immer samstags und sonntags um 10 und 14 Uhr.

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