© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/13 / 06. Dezember 2013

Umwelt
Schutzzölle für Biosprit
Volker Kempf

Vorige Woche traten Schutzzölle gegen „Biodiesel“ aus Argentinien und Indonesien in Kraft. Die Höhe des EU-Zolls liegt im Schnitt bei 24,6 Prozent oder 237,05 Euro pro Tonne für Einfuhren aus Argentinien, bei Importen aus Indonesien werden 18,9 Prozent oder 166,95 Euro fällig. In diesen Ländern wird für den Agrospritmarkt vor allem Palmöl gewonnen. Der Anteil des Palmöls am Pflanzenöl für Biodiesel betrug voriges Jahr in der EU 20 Prozent. Er stieg damit gegenüber 2006 um 365 Prozent – in absoluten Zahlen von 0,4 auf 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr. Für diese Menge Öl mußten in Indonesien 7.000 Quadratkilometer Regenwald gerodet werden. Das entspricht fast der dreifachen Fläche des Saarlandes. Damit verloren etwa 5.000 Orang-Utans ihren Lebensraum.

Ein Exemplar der rotbraunen Primaten braucht 1,5 Quadratkilometer, um sich zu ernähren. Naturschützer fordern daher schon lange ein Einfuhrverbot für Palmöl (JF 11/13). Nahrungsmittel zu Kraftstoffen zu verarbeiten verschärfe Hunger und Armut in der Welt und vernichte die Artenvielfalt, heißt es auf einer aktuellen Unterschriftenliste der Organisation „Rettet den Regenwald“. Als konkrete Maßnahme fordern die Regenwaldschützer zudem einen Subventionsstopp für Agrosprit. Schutzzölle zu erheben, aber die Biospritbranche in der EU zu fördern und E10 zwangsweise in den Markt zu drücken, ist lediglich ein wirtschaftlicher Schachzug und kein Beitrag zur Artenvielfalt und zur Produktion von Nahrungsmitteln mit stabilen Preisen. Daß die Union die Pfründe ihrer bäuerlichen Wählerklientel verteidigt, ist nachvollziehbar. Und daß die Grünen mit Verbraucherstaatssekretär Matthias Berninger schon 2005 darauf drängten, größere Tankstellen zum Verkauf von Biodiesel zu zwingen, zeigt, daß sie keine ökologische Alternative sind.

regenwald.org/unterschriften  
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen