© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  50/13 / 06. Dezember 2013

Meldungen

Hererokrieg 1904: Von Windhuk nach Auschwitz

BERLIN. Für die Forschung zur Kolonialgeschichte von Deutsch-Südwestafrika bildet immer mehr das Dritte Reich den Fluchtpunkt, um „Kontinuitäten“ zwischen dem „Völkermord“ an den Herero und Nama (1904–1908) und der NS-Judenpolitik zu konstruieren. Von den Lagern für die Aufständischen in Deutsch-Südwest führt für viele Historiker daher der Weg zu den NS-Vernichtungslagern, ein vermeintlich schnurgerades Band von „Windhuk nach Auschwitz“. Jonas Kreienbaum hat solche Kontinuität 2010 in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) bestritten, da nach seinen Forschungen die Arbeits- und Straflager für den Kaiser und seinen Kanzler Bülow nicht als Vernichtungsstätten gedacht waren. Kreienbaums Argumentation stützt nun Matthias Häussler (Siegen) mit seiner Studie über die „Konzentrationslager in Deutsch-Südwestafrika“ (ZfG, 8/13), will aber trotzdem an der „Genozid“-These festhalten. Denn sie treffe zwar nicht für die Intentionen der Berliner Kolonialpolitik zu. Anders sehe es aber für die Gewaltexzesse der Militär- und Zivilverwaltung aus, die Berliner Befehle ignoriert habe. In der Gewaltpraxis dieser unteren Instanzen weise also doch einiges auf die Zeit nach 1933 hin. (ob)

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Die kurze Lebensdauer von „Völkergefängnissen“

Lambrechtshagen. Größere multinationale Gebilde kamen und gingen in der Vergangenheit in ständiger Folge. Bei einer Untersuchung der Gründe hierfür gelangte der emeritierte Bielefelder Geschichtsdidaktiker Joachim Rohlfes zu Erkenntnissen, welche sich problemlos auf die heutige EU übertragen lassen, obwohl diese nicht explizit erwähnt wird: Voraussetzung für ein längeres und erfolgreiches Bestehen aller früheren Großreiche sei gewesen, daß „die Traditionen, Wertvorstellungen, Lebensformen der Untertanen möglichst wenig angetastet und ihnen Freiräume autonomer Entscheidungen zugestanden wurden“. Andernfalls galten sie einfach nur als „Völkergefängnisse“, was zu unablässigen Rebellionen ermunterte (geschichte für heute, 4/2013). Ebenso habe sich eine unkontrollierte territoriale Expansion am Ende stets als tödlich erwiesen. Darüber hinaus verweist Rohlfes auf die existentielle Bedeutung des „symbolischen Kapitals“ wie Ansehen und Nimbus, das keinesfalls verspielt werden durfte. (wk)

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Erste Sätze

In Abgeschiedenheit bist glücklich du, o Dichter!

Alexander Solschenizyn: Meine amerikanischen Jahre, München 2007

 

Historisches Kalenderblatt

12. Dezember 1973: An der deutsch-deutschen Grenze werden die ersten beiden von 14 geplanten Telefonverbindungen in Betrieb genommen. Sie sollen die Abstimmung in Notfällen zwischen DDR-Grenztruppen und Bundesgrenzschutz sicherstellen.

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